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blieb Zukunftsmusik: Mars Habitat
blieb Zukunftsmusik: Mond Habitat
eingestellt: Ares-I
eingestellt: Ares-V

Nach Monaten des gespannten Wartens gab der ein Jahr zuvor ins Amt eingeführte US Präsident Barack Obama am 01.02.2010 mit dem Budgetentwurf für das am 01.10.2010 startende Haushaltsjahr 2011 seine Entscheidung bezüglich der nationalen Raumfahrtpolitik bekannt. Eine Stellungnahme zur Fortführung des von seinem Vorgänger George W. Bush jr. initiierten „Constellation“ Programms war längst erwartet worden. Erkennbar befand sich das Projekt, das die USA bemannt zunächst wieder zum Mond und später zum Mars führen sollte, in einer tiefen Krise. Der Ansatz, zunächst mit der Ares I eine Rakete für den Transport einer Raumkapsel in den Erdorbit zu entwerfen und Jahre später die Entwicklung einer Schwerlastrakete (Ares V) für weitergehende Missionen zu beginnen, wurde von vielen Experten kritisch betrachtet. Dazu kam das zwanghafte Festhalten am Einsatz möglichst vieler Baugruppen aus dem Space Shuttle Programm. Vielfach wurde das von Raumfahrtexperten, auch der NASA, in Privatinitiative vorangetriebene DIRECT Konzept mit einer Familie von Schwerlastraketen (Jupiter) als der weitaus bessere Weg angesehen. Mit einem Mix aus Space Shuttle Hardware und Systemen anderer Programme sollte diese Entwicklung bei geringen technologischen Risiken rasch und kostengünstig vorangetrieben werden. Im Laufe des Jahres 2009 spitzte sich die Kontroverse zwischen Befürwortern und Gegnern beider Konzepte weiter zu. Unterdessen wurde das „Constellation“ Programm von erheblichen Kosten– und Terminüberschreitungen geplagt und die Ares I litt unter grundlegenden konstruktiven Problemen. Im Oktober 2009 ergab eine unabhängige Überprüfung der NASA Planungen durch das HSF Committee (bekannt auch als Augustine Commission), daß bei dem bestehenden Budget die Ares I nicht vor 2017 – 2019 einsatzbereit sein würde, die Ares V nicht vor Ende der 2020er Jahre. Das entsprach einem Zeitverzug von beinahe einem Jahrzehnt für das Mondlandeprogramm. Viele Experten hofften, daß diese Erkenntnis dazu führen würde, das Programm zu straffen und neu zu organisieren. Im Raum stand z.B. die „Flexible Path“ Strategie, die u.a. Asteroiden oder die Marsmonde Phobos und Deimos in den Fokus bemannter Missionen rücken ließ. Als Trägerrakete kamen nun auch Heavy Varianten der Atlas V und Delta 4 in Betracht.
Doch am 01.02.2010 gab Obama eine vollkommen andere Strategie bekannt. Er verkündete angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der USA das Ende des „Constellation“ Programms einschließlich Ares I, Ares V, Orion Raumschiff und Altair-​Mondlander, gab jedoch gleichzeitig für die nächsten Jahre eine geringfügige Aufstockung der NASA Finanzmittel bekannt. Ein Teil der Gelder sollte in die Entwicklung eines nicht näher spezifizierten bemannten Raumtransportsystems durch die Privatwirtschaft fließen. Die NASA selbst sollte sich stärker als bisher auf die Grundlagenforschung (VASIMR Triebwerk, aufblasbare Raumstations-​Habitate etc.) konzentrieren. Mehr Geld war auch für robotische Missionen und die erdbezogene Forschung eingeplant. Der Weiterbetrieb der ISS sollte bis 2020 sichergestellt werden, wobei private Unternehmen (OSC, SpaceX) zukünftig die Versorgung sicherstellen würden. Ein deutlich geschrumpftes Astronautenkorps sollte in der Passagierrolle mit russischen Sojus Raumschiffen und vielleicht einmal an Bord einer bemannten Dragon Kapsel zur Raumstation fliegen. Für die Startanlagen in Cape Canaveral forderte das Konzept, Interessenten aus dem Kreis der Raumfahrtindustrie zu suchen.
Mit dieser Entscheidung überließen die USA die bemannte Raumfahrt für die nächsten Jahre anderen Ländern bzw. der Privatwirtschaft. Das gesamte Raumfahrtprogramm wurde einer Neuorientierung unterzogen, das keinen Spielraum mehr für visionäre Konzepte ließ. Es begann ein harter Schrumpfungsprozeß der mit dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze und Fertigungskapazitäten einher ging. Tatsächlich profitierte vor allem das Unternehmen SpaceX von der neuen Strategie und sicherte sich im folgenden Jahrzehnt einen überwältigenden Anteil an allen kommerziellen Raumfahrtaktivitäten.