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Aufrichten der Zenit-3SLBF mit Elektro-L 1
Betankung von Elektro-L 1
Elektro-L1 Erdaufnahme im sichtbaren und NIR-Spektrum

Das Raumfahrtjahr 2011 eröffnete Rußland mit dem Start einer Zenit-3SLBF Rakete vom Kosmodrom Baikonur. Eigentlich war der Jungfernflug dieser Variante der Zenit-​Rakete, bei der als Bugsierstufe eine Variante der Fregat zum Einsatz kam, für Ende Dezember 2010 geplant gewesen. Doch der Fehlstart einer Proton-​Rakete mit drei GLONASS Satelliten und Verzögerungen bei den Startvorbereitungen diverser Nutzlasten führten zu der Entscheidung, das Unternehmen auf den Januar 2011 zu verlegen. Am 20.01.2011 hob die Zenit-​2SB80  Rakete ohne Probleme ab und setzte die Fregat-​SB Bugsierstufe auf der vorausberechneten Parkbahn aus. Mehrere Zündungen des Fregat-​Antriebs beförderten die Nutzlast, den meteorologischen Satelliten Elektro-​L № 1  (GOMS 2 = Geostationary Operational Meteorological Satellite), schließlich auf die vorgesehene Synchronbahn, wo er später über 76° Ost stationiert wurde. Seit dem Ende der Sowjetunion waren von Rußland nur noch vereinzelt meteorologische Satelliten des Typs Meteor auf sonnensynchrone Bahnen gestartet worden. Das Projekt GOMS bzw. Elektro für einen geostationären meteorologischen Satelliten entwickelte sich zu einem Debakel. Der einzige gestartete Satellit dieser Baureihe konnte niemals vollständig in Betrieb genommen werden. Mit dem Modell Elektro-​L von NPO Lawotschkin sollte nun endlich die Abhängigkeit von ausländischen meteorologischen Informationen beendet werden. Hauptinstrument des Satelliten war das 10-​Kanal VIS/IR Radiometer MSU-​GS (Многозональное Сканирующее Устройство — Геостационарное). Dieses konnte alle 15 bis 30 min eine Erdaufnahme mit Informationen zur Wolkenbedeckung und zum Wasserdampfgehalt der Atmosphäre liefern. Die Auflösung erreichte dabei je nach Spektralband 1 bis 4 km. Dazu kam der Meßkomplex GGAK-​E (Гелио-​Геофизический Aппаратурный Kомплекс — Электро), der Teilchen-​, Strahlungs– und Magnetfeldinformationen im Zusammenhang mit der solaren Aktivität sammelte. Ferner wurden eine Datensammelplattform für meteorologische Daten und eine COSPAS-​SARSAT Nutzlast integriert. Mit der Inbetriebnahme des Satelliten verfügte Rußland endlich über einen geostationären meteorologischen Satelliten, der hinsichtlich der Instrumentierung und sonstiger Parameter vergleichbaren ausländischen Modellen entsprach. Technische Probleme schränkten allerdings schon bald die Nutzung des MSU-​GS und des GGAK Meßkomplexes ein, so daß Rußland schon ab 2012 wieder über keinen voll einsatzfähigen meteorologischen Satelliten mehr verfügte. Am 13.07.2016 verließ Elektro-​L № 1  seine Position über 76° Ost und wurde auf die zweite Position der GOMS Konstellation über 14,5° West verschoben. Die Hauptposition übernahm der Ende 2015 gestartete Elektro-​L № 2 . Im März 2014 und Oktober 2016 geriet der Satellit vorübergehend außer Kontrolle, konnte jedoch jedesmal wieder stabilisiert werden.