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Start der Minotaur-1 mit ORS-1
Arbeiten am ORS 1 Bus bei ATK

Neue Wege bei der Entwicklung kostengünstiger Satelliten und Trägersysteme wollte das Operationally Responsive Space Office beschreiten, eine Gemeinschaftsinitiative diverser militärischer US Organisationen. 2007 ins Leben gerufen, vergab das ORS ein Jahr später seinen ersten Entwicklungsauftrag für einen Kleinsatelliten. Jumpstart ging jedoch beim Fehlstart der dritten Falcon 1  Rakete verloren. Die nächste Mission erhielt schlicht den Namen ORS 1. Ihr Ziel war es, einen Satelliten bereitzustellen, der den Feldkommandeuren der US Einheiten in Afghanistan und anderenorts die Möglichkeit bot, über bestehende Strukturen für die Luftbildauswertung Aufklärungsinformationen anzufordern und abzurufen. Großes Augenmerk bei der Entwicklung des neuen Satellitenbusses sollte auch darauf gelegt werden, diesen für künftige andere Missionen adaptieren zu können. Als Generalauftragnehmer fungierte die Goodrich Corporation, deren SYERS-​2  (Senior Year Electro-​optical Reconnaissance System) Multispektralsensor aus dem U-​2  Programm die Basis der Aufklärungsnutzlast an Bord von ORS 1 bildete. Aus einem 300 km Orbit konnte der Aufnahmen mit 1 m Auflösung übertragen. Und das im sichtbaren und infraroten Spektrum. Den Satellitenbus ORSMB (Operationally Responsive Space Modular Bus) entwickelte und lieferte ATK Space Systems (vormals Swales) auf Grundlage der Erfahrungen aus dem TacSat 3 Programm. Obwohl der extrem ambitionierte Zeitplan zur Entwicklung des Satelliten nicht eingehalten werden konnte (vorgesehen gewesen war ein Start noch im Herbst 2010), war die tatsächliche Zeitspanne von rund 32 Monaten immer noch ein herausragender Wert. Ärgerlich waren jedoch die Umstände, die maßgeblich zu der Verzögerung beigetragen hatten. Bei Tests durch den Subkontraktor Fairchild Imaging waren nämlich im Februar bzw. März Baugruppen des Satelliten irreparabel beschädigt worden. Teile des sekundären bildgebenden Systems mußten daher unter Verwendung noch brauchbarer Komponenten und vorhandener Ersatzteile neu montiert und flugqualifiziert werden. Schlechte Wetterbedingungen verhinderten am 28.06.2011 zunächst den Start der Minotaur 1  Rakete von Wallops Island. Am nächsten Tag trat Minuten vor dem Starttermin eine Anomalie auf, als das FTS (Flight Termination System) auf interne Spannungsversorgung umgeschaltet werden sollte. Doch nach einem ausgedehnten Hold gelang der Start, inzwischen war es (nach Weltzeit) der 30.06.2011, schließlich doch noch. ORS 1 alias USA 231 erreichte präzise eine angenäherte Kreisbahn in 400 km Höhe mit der ungewöhnlichen Bahnneigung von 40°. Presseberichten zufolge entsprachen die ersten Erfahrungen mit dem Satelliten den Erwartungen. Ausgelegt für eine ein– bis zweijährige Mission erwies sich ORS 1 als sehr nützlich und übertraf zudem die Lebensdauererwartungen deutlich. Daher wurde noch 2014 ein Vertrag über den Betrieb des Satelliten bis Ende 2016 abgeschlossen. Und das Militär ersuchte um ein Budget für einen Nachfolger. Soweit bekannt, wurden diese Pläne aber nicht verwirklicht.