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Start von Bion-M №1
Montage von AIST am Bion-M 1 Muttersatelliten
Bergung des Omegahab aus Bion-M 1

Nach einer mehr als eineinhalb Jahrzehnte währenden Unterbrechung startete am 19.04.2013 wieder ein Satellit der Bion Baureihe für raumfahrt-​biologische Experimente. Gegenüber dem aus den 1970er Jahren stammenden ursprünglichen Bion Modell war das Bion-​M Design erheblich weiterentwickelt worden. Praktisch unverändert geblieben war lediglich die Landesektion, die ihren Ursprung sogar im Wostok/Zenit Programm der frühen 1960er Jahre hatte. Sie wurde jedoch mit einem Service– und Antriebsmodul kombiniert, das von der wesentlich moderneren Jantar Baureihe entlehnt worden war. In Verbindung mit den nun installierten Solarzellenflächen ließ dieses Design prinzipiell sogar mehrmonatige Missionen zu. Auch die Nutzmasse konnte gesteigert werden, nicht zuletzt durch den Wechsel auf die leistungsfähigere Sojus-2.1  Rakete. Für den Premierenflug von Bion-​M 1  wurden eine Vielzahl von Klein– und Kleinstlebewesen sowie biologischen Proben vorbereitet. Die früher bestimmenden Experimente mit Affen waren hingegen nicht vorgesehen. Todesfälle unter den Versuchstieren und Proteste von Tierschützern hatten in den 1990er Jahren zum Rückzug westlicher Partner aus dem Bion Programm und schließlich seiner Einstellung geführt. Zu den größeren Versuchstieren zählten diesmal 45 Mäuse, 8 Mongolische Rennmäuse sowie 15 Molche und Schlangen. Dazu kam u.a. ein Aquarium (Omegahab) mit 40 Fischen. Das Omegahab war als geschlossenes Ökosystem konzipiert, in dem einzellige Augentierchen (Euglena gracilis), die schnell wachsende Wasserpflanze Hornblatt (Ceratophyllum demersum), 55 Buntbarsch-​Larven (Oreochromis mossambicus), mexikanische Bachflohkrebse (Hyalella azteca) und einige Posthornschnecken (Biomphalaria glabrata) gemeinschaftlich leben sollten. Geplant war, daß Algen und Hornblatt den Sauerstoff für die Fische, Krebse und Schnecken produzierten, während sie deren Kohlendioxid bei der Photosynthese verwerteten. Der ursprünglich mit einer Sojus-2.1b 14A14 geplante Start wurde relativ kurzfristig auf die schwächere Sojus-2.1a 14A14 umgebucht, was aber keinen Einfluß auf die Mission selbst hatte. Planmäßig hob die Rakete am 19.04.2013 von Baikonur ab und setzte wenig später ihre Nutzlast auf einem exzentrischen Erdorbit ab. Der Antrieb des Satelliten wurde dann genutzt, um die Bahn auf etwa 575 km anzuheben und zu zirkularisieren. Die vielfältigen biologischen Experimente an Bord von Bion-​M 1  stammten überwiegend aus Rußland. Aber auch deutsche und US Wissenschaftler waren an der Mission beteiligt. Nach einem einmonatigen Flug ging die kugelförmige Landesektion des Satelliten mit den Experimenten am 19.05.2013 nördlich von Orenburg nieder. Innerhalb der ausgewiesenen Landezone, aber doch mit deutlicher Abweichung vom Idealpunkt. Dennoch erreichten innerhalb kürzester Zeit die Bergungsmannschaften das Feld und kurz darauf trafen auch die Wissenschaftler ein, um ihre empfindlichen Versuchstiere entgegenzunehmen. Dabei erlebten sie einige unangenehme Überraschungen. Von den Rennmäusen hatte keine den Flug überlebt und von den anderen Mäusen waren etwa 50% im All gestorben. Wie sich zeigte, hatte der Fütterungsmechanismus für die Tiere versagt. Auch das Omegahab war von technischen Problemen heimgesucht worden. Ein Kurzschluß ließ nach zehn Tagen die künstliche Beleuchtung ausfallen, woraufhin die Algen die Sauerstoffproduktion einstellten. Fische und Algen starben daraufhin. Immerhin waren bis dahin umfangreiche Daten gewonnen worden. Trotz der Probleme mit einzelnen Bordsystemen und Experimenten wurde der Flug insgesamt als Erfolg angesehen.
Nach dem Erreichen der endgültigen Umlaufbahn waren auch die fünf Kleinsatelliten, die an der Lande– bzw. Servicesektion von Bion-​M 1  montiert waren, abgetrennt worden. Diese sekundären Nutzlasten stammten aus verschiedenen Ländern und Programmen.
Den Anfang machte am 19.04.2013 um 16:14 UTC der CubeSat OSSI 1, ein Kuriosum. Er entstammte der Open Source Satellite Initiative, hinter der der südkoreanische Künstler Song Hoj-​un stand. Dieser hatte das Satellitenprojekt ohne weitere Vorkenntnisse in Eigenregie vorangetrieben, finanziert über Spenden und Merchandising. Abgesehen von einer Funkbake erhielt OSSI 1 auch ein Array von Hochleistungs-​LED. Diese sollten Botschaften im Morcecode senden können, die zuvor von Funkamateuren übermittelt worden waren. Nach dem erfolgreichen Start konnten jedoch keine Signale von OSSI 1 empfangen werden. 
Am 21.04.2013 um 08:24 UTC folgte der 3U CubeSat Dove 2. Die US Firma Cosmogia Inc. hatte gleich mehrere dieser Satelliten gebaut, die einmal auf kommerzieller Basis Erderkundungsaufgaben unternehmen sollten. Die Zwei-​Wege-​Kommunikation des Satelliten lief im S-​Band, weiterhin gab es einen X-​Band Downlink. Auch über ein Iridium Modem war eine Datenübermittlung möglich. Tatsächlich begann das Unternehmen, nun schon unter dem neuen Namen Planet Labs, ab 2014 mit dem Aufbau einer der bis heute größten Konstellationen von Erderkundungssatelliten.
Drei weitere CubeSats, alle aus Deutschland, folgten am 21.04.2013 um 10:08 UTC: Die beiden BeeSat (Berlin Experimental and Educational Satellite) stammten von der Technischen Universität Berlin. Natürlich dienten auch sie, wie viele andere studentische Projekte, vor allem dem Training zukünftiger Ingenieure. Mit BeeSat 2 wurde zudem ein neues Lagekontrollsystem für Pikosatelliten erprobt, während BeeSat 3 neben einer Kamera vor allem einen neuen S-​Band Transponder namens HISPICO (Hoch Integrierter S-​Band-​Sender für PICO– und NANO-​Satelliten) trug. Während die TU Berlin über viele Jahre Erfahrung mit solchen Projekten verfügte, stieg die traditionsreiche TU Dresden mit SOMP (Students Oxygen Measurement Project) neu in deren Entwicklung ein. Dennoch wagte man sich für den CubeSat direkt an die Entwicklung eines eigenen Satellitenbusses. Mit dem Satelliten sollten flexible Dünnschicht-​Solarzellen auf ihre Eignung für die Raumfahrt getestet werden. Vor allem waren aber Messungen des atomaren Sauerstoffs in der oberen Atmosphäre geplant. Die in Dresden entwickelten FIPEX Sensoren waren zuvor bereits erfolgreich auf der ISS eingesetzt worden. Allerdings gab es mit dem Satelliten nach der Inbetriebnahme einige Probleme. Mitte Mai 2013 brach dann sogar das Bakensignal ab.
Als letzte der sekundären Nutzlasten wurde am 21.04.2013 um 15:02 UTC der größte der Satelliten abgetrennt. AIST 2 war mit Unterstützung von ZSKB Progress an der der SGAU (russ. Самарский Государственный Аэрокосмический Университет, engl. Samara State Aerospace University) entstanden. Tatsächlich waren sogar zwei flugfähige Satelliten gebaut worden. Der Prototyp sollte beim Jungfernflug der Sojus-2.1w 14A15 mitgegeben werden. Als sich dieser Start jedoch immer weiter verzögerte, flog stattdessen das zweite Exemplar noch vor dem Prototypen ins All. Der Satellit, der primär als studentisches Objekt konzipiert war, sollte auch der Entwicklung zukünftiger Kleinsatelliten dienen. Ein Gebiet, auf dem Rußland bis dahin wenig Erfahrungen aufweisen konnte. Angestrebt wurde eine 3-​jährige Lebensdauer, während der AIST 2 zudem einige wissenschaftliche Daten, u.a. zur Mikrometeoritenhäufigkeit, sammeln sollte.