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Start von Progress M-19M
Progress M-19M im Anflug (links die blockierte Antenne)

Nachdem die letzten Versorgungsflüge unbemannter Progress Raumtransporter zur ISS auch der Erprobung eines neuen schnelleren Anflugprofils gedient hatten, wurde für die Progress M-​19 M Mission wieder das bewährte Standardprofil gewählt. Ein Vorteil dieses Verfahrens war die größere Wahlfreiheit bezüglich des exakten Starttermins. Die Sojus-​U 11A511U Rakete hob planmäßig am 24.04.2013 um 10:12 UTC von Baikonur ab. Planmäßig wurde ein vorläufiger erdnaher Erdorbit erreicht, von dem aus das Raumschiff Kurs auf die Internationale Raumstation nahm. Während der Anflug planmäßig verlief, registrierte man im Kontrollzentrum ein ernstes Problem mit einem wichtigen Bordsystem. Das Signal über die Verriegelung der Antenne des „Kurs“ Rendezvoussystems in Endlage war ausgeblieben und das System lieferte insgesamt keine Daten. Da es sich um die Antenne für den Endanflug auf die ISS handelte, konnte das Raumschiff davon unbeeinträchtigt aber nahe genug an die Station heran manövriert werden, um ggf. per Handsteuerung anzudocken. Problematischer war hingegen, daß die blockierte Antenne beim Docking möglicherweise mit der Station kollidieren konnte. Jedenfalls blieb nur ein minimaler Spielraum. Erwogen wurde daher, entweder nur ein Soft-​Docking vorzunehmen oder die Antenne bei einem Außenbordmanöver aus dem Weg zu räumen. Da jedoch die Pyroladungen der Antenne offenbar nicht gezündet hatten, wurde eine EVA als zu gefährlich verworfen. Und auch ein Soft-​Docking war nicht ungefährlich. Einerseits mußte sich die ISS bis zum Hard-​Docking im Free-​Drift Regime befinden, durfte also keine Triebwerkszündungen vornehmen. Andererseits barg gerade die Bewegung eines nicht fest gekoppelten Raumschiffs am Docking-​Konus das Risiko einer Beschädigung. Trotz der Probleme entschied man sich daher im russischen Kontrollzentrum schließlich für ein Docking im automatischen Regime (unter Anwendung eines Backup-​Schemas) und die komplette Verriegelung des Kopplungsmechanismus. Am 26.04.2013 um 12:25 UTC war die Kopplung tatsächlich vollzogen. Damit war die Progress Mission zwar gerettet, doch die Sorgen hörten nicht auf. Noch immer war nämlich nicht klar, ob die Antenne Schäden an der ISS angerichtet hatte. Vor allem befanden sich Laserreflektoren in dem gefährdeten Bereich, die das europäische ATV zum Rendezvous mit der Station benötigte. Sollten diese tatsächlich beschädigt sein (oder später beim Abkoppeln beschädigt werden), mußte die für Juni geplante ATV 4 Mission aufgeschoben werden. Glücklicherweise erwiesen sich diese Befürchtungen allesamt später als unbegründet.