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die Zenit-3SL mit Intelsat 27
Intelsat IS-27 vor der Auslieferung

Am 16.01.2013 verließ die schwimmende Startplattform „Odyssey“ ihren Heimathafen Long Beach und nahm Kurs auf ein Seegebiet bei Kiritimati im Pazifik, wo zwei Wochen später der Start einer Zenit-​3SL vorgesehen war. Nach der Reorganisation des Unternehmens im Rahmen eines Insolvenzverfahrens bemühte sich Sea Launch darum, wieder Fuß auf dem umkämpften Markt für kommerzielle Satellitenstarts zu fassen. Einer der wenigen Kunden, die dem Unternehmen ihr Vertrauen ausgesprochen und mit ihren Aufträgen überhaupt den Neustart ermöglich hatten, war — gleich mit mehreren Startaufträgen — der globale Satellitenbetreiber Intelsat. Nach IS-​19  im Juni 2012 und IS-​21  im August 2012 sollte nun Intelsat IS-​27  gestartet werden. Dieser Satellit war bereits 2009 bei Boeing Satellite Systems im Rahmen eines Auftrags über vier Satelliten bestellt worden. Im August 2010 hatte BSS dann mit dem Bau begonnen. Der BSS-​702MP Satellit wurde zunächst als Hybridsatellit mit Kapazitäten für das C– und Ku-​Band (je 20 Transponder) konzipiert. Weiterhin bot Intelsat dem US DoD eine Nutzlast von zwanzig 25 kHz UHF-​Kanälen für die militärische Kommunikation an. Obwohl insbesondere die US Navy Bedarf an UHF-​Kanälen in Ergänzung zu den Kapazitäten der UHF Follow-​On und MUOS Satelliten angemeldet hatte, gelang es Boeing nicht, einen entsprechenden Vertrag unterschriftsreif zu bekommen. Schließlich fand sich aber mit der italienischen Regierung doch noch ein Kunde. Stationiert werden sollte der Satellit bei 55,5° West über dem Atlantik, wo er eine Brückenfunktion zwischen Nord– und Südamerika sowie Europa übernehmen sollte. Bisher operierten dort Intelsat 805 und Galaxy 11, die sich mit 14½ bzw. 13 Jahren aber dem Ende ihrer Lebensdauer näherten. Galaxy 11 litt zudem seit Jahren unter der reduzierten Leistung seiner Solarzellenflächen. Insofern wurde die Ablösung durch Intelsat IS-​27  dringend erwartet. Doch der Start am 01.02.2013 verlief anders als erhofft. Kaum hatte die Rakete die Startrampe verlassen, als sie einen falschen Kurs einschlug. Schließlich initiierte der Computer nach 20 s die Notabschaltung der Triebwerke, woraufhin die Rakete wenige tausend Meter von der Startplattform entfernt abstürzte. Gefahr für die Mannschaften, die sich zu diesem Zeitpunkt in einiger Entfernung auf dem Kommandoschiff aufgehalten hatten, bestand nicht. Doch für das Unternehmen Sea Launch war der Fehlstart ein schwerer Rückschlag. Zumal dieser Start der letzte feste Kontrakt gewesen war. Andererseits hatte sich Sea Launch aber gerade in Gesprächen mit neuen Interessenten befunden, die nach einer Serie von Fehlstarts der Proton-​M nach Alternativen suchten. Obwohl mehrere Untersuchungskommissionen nach dem Fehlstart ihre Arbeit aufnahmen, folgten wieder die typischen gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen russischen und ukrainischen Unternehmen und Institutionen. Bald bestätigte sich jedoch, daß diesmal für den Fehlstart ein aus ukrainischer Produktion stammendes Hilfsaggregat im hydraulischen Schubvektorkontrollsystem des russischen Erststufentriebwerks verantwortlich gewesen war. Sea Launch geriet mit diesem Fehlstart aber endgültig in eine Krise, aus der es kein Entkommen mehr gab und die in der nächsten Insolvenz mündete.