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Start der Sojus-ST-A VS07
Sentinel 1A Radarbild der Niederlande
die beschädigte Solarzellenfläche von Sentinel 1A

Der zwischen 2007 und 2010 bei vier Satelliten des italienischen COSMO-​SkyMed Programms verwendete Prima Satellitenbus bildete auch die Grundlage für das ähnliche europäische Projekt Sentinel 1. Im Jahr 1998 hatten die European Space Agency und die EU-​Kommission gemeinsam das Projekt Global Monitoring for Environment and Security (GMES) initiiert. Ziel war es, hochwertige Erderkundungsinformationen zu sammeln und zu strukturieren, um sie anschließend unterschiedlichsten Nutzern unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Bewußt sollte dabei nicht zwischen kommerzieller, wissenschaftlicher und öffentlicher Nutzung unterschieden werden. Nicht explizit aufgeführt, aber auch nicht ausgeschlossen, wurde zudem der Einsatz für polizeiliche und militärische Zwecke. Was dem Projekt einige Kritik einbrachte. Die erste Komponente, die für das inzwischen in Copernicus umbenannte Programm in Angriff genommen wurde, waren eben die beiden Erderkundungssatelliten mit C-​Band SAR (Synthetic Aperture Radar). Dieses konnte je nach Betriebsmodus Bilddaten mit bis zu 5 m Auflösung oder Übersichtsaufnahmen von einem bis zu 400 km breiten Streifen entlang der Flugbahn liefern. Zunächst war der Start nur eines Sentinel 1 Exemplars geplant, das die Nachfolge von ERS (European Remote Sensing Satellite) und Envisat (Environment Satellite) antreten sollte. Am 03.04.2014 hob die Sojus-2.1a 14A14 mit Fregat 14S44 Bugsierstufe (in der hier verwendeten „Tropenversion“ Sojus-​ST-​A genannt) von Kourou in Französisch Guyana ab. Die Bugsierstufe wurde als Fregat-​M bezeichnet, was eine Premiere dieser Untervariante bedeutet hätte. Der Hersteller NPO Lawotschkin bestätigte in seinen Publikationen diese Differenzierung jedoch nicht. Dreiundzwanzig Minuten später wurde Sentinel 1 A jedenfalls auf einem sonnensynchronen Orbit in knapp 700 km Höhe ausgesetzt. Wie erste Berechnungen zeigten, allerdings im Mittel 8 km zu niedrig. Erstmals waren bis dahin weite Teile der Sojus-​Mission von HD-​Kameras dokumentiert worden. Nur Stunden nach dem geglückten Start geriet der Satellit unerwartet in ernste Bedrängnis. Berechnungen zeigten, daß seine Bahn ihn in bestenfalls 20 m Entfernung an dem inaktiven NASA Satelliten ACRIMSat vorbeiführen würde. Ein Ausweichmanöver war dringend geboten. Doch in der frühen Launch and early Orbit Phase (LEOP), in der sich der Satellit befand, war ein solches Manöver noch nie unternommen worden. Eine Alternative gab es allerdings auch nicht. Also wurden die entsprechenden Kommandos an Sentinel 1 A übermittelt. Am 04.04.2014, nur viereinhalb Stunden vor der Passage der beiden Satelliten, zündete das Triebwerk für 39 Sekunden und hob die Bahn auf einen sicheren Abstand an. Die nächsten Manöver fanden glücklicherweise ohne diesen Druck statt. Wegen des zu niedrigen Bahneinschusses verlängerte sich zudem die Inbetriebnahmephase um einige Wochen. Obwohl die Systemtests noch liefen, lieferte das Radar des Satelliten wenige Tage später schon erste Erderkundungsdaten. Der Beginn einer auf 7¼ Jahre kalkulierten Mission. Wohl eine Premiere war mit dem Einschlag eines Partikels unbekannter Herkunft („Weltraumschrott“ oder Mikrometeorit) am 23.08.2016 verbunden. Im Kontrollzentrum hatte man die abrupte Lageänderung des Satelliten und eine verringerte Leistung einer der Solarzellenflächen registriert, typisch für ein solches Ereignis. Sentinel 1 A war glücklicherweise mit einer kleinen Kamera ausgerüstet, die nach dem Start 2014 Bilder von der Entfaltung der Solarzellenflächen hatte liefern sollen und seither abgeschaltet war. Nun erinnerte man sich ihrer. Und tatsächlich lieferte sie auch jetzt noch einwandfreie Aufnahmen der Solarzellenflächen, auf denen dann tatsächlich ein Bereich von etwa 40 cm Durchmesser auszumachen war, der bei dem Treffer Schaden genommen hatte. Für Ingenieure und Wissenschaftler eine einmalige Gelegenheit.