Address:
Start der Sojus-U mit EgyptSat 2
EgyptSat auf der letzten Stufe der Sojus-U
Aufnahme von Melbourne durch EgyptSat 2

Nach dem nur mäßigen Erfolg des ersten ägyptischen Erderkundungssatelliten EgyptSat (basierend auf der MS-​1 TK Plattform des ukrainischen KB Juschnoje) suchte man in Ägypten für den leitungsfähigeren Nachfolger nach einer Alternative. Zunächst stand man erneut in Verhandlung mit der Ukraine, doch dann bot Rußland offenbar die besseren Konditionen. Schließlich wurde RKK Energija mit der Entwicklung von EgyptSat 2 beauftragt. Die Grundlage des Satelliten sollte der dort neu entwickelte 559 GK Satellitenbus bilden. Die Erderkundungsnutzlast lieferten russische und weißrussische Unternehmen zu. Allerdings verfügte gerade RKK Energija, abgesehen von dem schon beim Start verlorengegangenen BelKA Satelliten, über keine nennenswerten Erfahrungen auf dem Gebiet der Erderkundungssatelliten. Obwohl der Start des Satelliten bereits für den Spätsommer 2013 geplant war, verzögerte sich offenbar seine Fertigstellung bis zum Jahresende. Zudem kamen nach der Machtübernahme des Militärs in Ägypten im Jahr 2013 Zweifel an der Finanzierung des Projekts auf. Schließlich hob die Sojus-​U 11A511U Rakete mit dem Satelliten am 16.04.2014 von Baikonur ab. Angesichts einer Startmasse von 1.050 kg war diese Rakete deutlich überdimensioniert. Doch sie stammte vom ökonomisch seit Jahrzehnten mit RKK Energija eng verbundenen Unternehmen ZSKB Progress in Samara. Das Kamerasystem von EgyptSat 2 war nach offiziellen Angaben in der Lage, sowohl panchromatische als auch multispektrale bzw. Infrarot-​Aufnahmen zu liefern. Die Auflösung variierte dabei zwischen 1 und 4 m. Dabei konnten sowohl Einzelbilder als auch Filmstreifen oder Stereo-​Bilder angefertigt werden. Die maximale Schwadbreite erreichte 1.400 km. Nicht zuletzt dank eines Antriebssystems auf Basis von Xe-​Plasmatriebwerken sollte EgyptSat 2 eine Lebensdauer von sehr guten 11 Jahren erreichen. Auch wenn die NARSS (National Authority for Remote Sensing and Space Sciences) offizieller Betreiber des Satelliten war, erreichten die Aufnahmen des Satelliten eine Qualität, die sie auch für militärische und geheimdienstliche Zwecke interessant machten. Entsprechend kritisch betrachtete beispielsweise Israel das Unternehmen. Ende April 2014 empfing das Kontrollzentrum von RKK Energija im Rahmen der Testkampagne die ersten Aufnahmen des Satelliten. Doch ein Jahr später drangen unter Bezug auf Quellen in der russischen Raumfahrtindustrie Berichte an die Öffentlichkeit, wonach am 12.04.2015, dem „Tag der Kosmonautik“, der Kontakt zu EgyptSat 2 abgebrochen war. Einige Zeit später verlautete, daß die Versuche zur Wiedererlangung der Kontrolle ergebnislos eingestellt worden waren. Die Ursache für den Verlust des Satelliten blieb, jedenfalls offiziell, ungeklärt. Allerdings gab es zwischen dem 10. und 15.04.2015 einen geomagnetischen Sturm, der durchaus geeignet war, nicht strahlungsfeste elektronische Komponenten auf einem Satelliten zu schädigen. Im Sommer 2016 verlautete dann, daß RKK Energija unter der Projektbezeichnung EgyptSat-​A die Arbeiten an einem Ersatzsatelliten aufgenommen hatte. Die Finanzierung erfolgte aus Versicherungsgeldern.