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Nachtstart der H-IIA F23

Als japanisch-​amerikanisches Gemeinschaftsunternehmen realisierten JAXA und NASA den GPM-​Core Satelliten. Das Global Precipitation Measurement Projekt war als Konstellation aus neun Satelliten konzipiert, die neben NASA und JAXA auch ISRO (Indian Space Research Organisation), EUMETSAT (European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites), CNES (Centre National d’Études Spatiales) und NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) beisteuerten. Die Messungen von GPM-​Core sollten dabei als Referenz für die Instrumente auf den anderen Satelliten dienen. Zwei Sensoren, das Dual-​Frequency Precipitation Radar (DPR) und das Microwave Radiometer (GMI) bildeten die wissenschaftliche Ausrüstung des Satelliten, der die Nachfolge der TRMM (Tropical Rainfall Measuring Mission) antreten sollte. Wie dieser Satellit der späten 1990er Jahre sollte sein Nachfolger präzise Informationen zum Niederschlag in den Tropen und Subtropen liefern. Die Projektverantwortung lag in den Händen des NASA Goddard Space Flight Center, den Start übernahm die JAXA mit einer H-IIA Mod. 202. Deren Nutzlastkapazität ließ die Mitnahme einer Reihe kleinerer sekundärer Nutzlasten zu. Die sieben Satelliten stammten alle von japanischen Instituten.
STARS 2 (Space Tethered Autonomous Robotic Satellite) war an der Kagawa University entwickelt worden und als Wiederholung des ersten STARS Experiments aus dem Jahr 2009 konzipiert. Wie damals umfaßte die STARS Nutzlast einen Mutter– („Ku“) und einen Tochtersatelliten („Kai“). Das Verhalten dieser durch eine kurze Trosse miteinander verbundenen Nutzlasten sollte insbesondere während des Trennungsvorgangs dokumentiert werden. Studiert werden sollten dabei Verfahren zur Gravitationsgradienten-​Stabilisierung und Energieerzeugung durch Potentialunterschiede. Nach dem geglückten Start erhielt der Satellit den Namen „Gennai“ zu Ehren eines japanischen Gelehrten des 18. Jahrhunderts. Unklar blieb der Erfolg oder Mißerfolg der Mission. Die Sinkrate des Satellitenpaares deutete zwar auf einer erfolgreiche Trennung hin, per Telemetrie konnte das aber nicht verifiziert werden. Ende 2016 wurde daher mit STARS-​C ein neuer Anlauf unternommen, das Konzept praktisch zu erproben.
Studenten der Shinshu University hatten den Mikrosatelliten ShindaiSat („Ginrei“) entwickelt. Mit ihm sollten Experimente zur Kommunikation im sichtbaren Bereich des Spektrums unternommen werden. Und das bei einer Bahnhöhe von rund 400 km. Auf der Oberfläche des Satelliten waren dazu mehrere LED (Light Emitting Diodes) Gatter eingelassen. Die Bahnverfolgung erleichterte zudem ein GPS Empfänger. Tatsächlich konnten eine ganze Reihe von Kommunikationssessionen aufgebaut werden.
Kleiner war der von Studenten der Kagoshima University stammende „Hayato“ 2 Satellit alias KSAT 2. Er basierte auf dem 1U CubeSat Design, wies allerdings als Besonderheiten zwei ausklappbare Solarzellenflächen und einen Scherengitter-​Ausleger auf. Dessen Erprobung zählte ebenso wie die Hochgeschwindigkeits-​Übermittlung von Erdaufnahmen sowie die Beobachtung und Vorhersage lokaler Niederschläge und Tropenstürme zu den Hauptaufgaben des Satelliten. Bereits 2010 hatte ein weitgehend baugleicher Satellit der Kagoshima University diese Experimente unternehmen sollen, doch konnte zu diesem nie ein Kontakt hergestellt werden. „Hayato“ 2 war etwas erfolgreicher, doch war auch diese Mission offenbar von grundlegenden technischen Problemen begleitet.
Mit seinen rund 20 kg fiel der an der Teikyou University gebaute TeikyoSat 3 in die Klasse der Mikrosatelliten. Seine etwas ungewöhnliche Mission bestand in der Untersuchung von Dictyostelium discoideum Kulturen unter kosmischen Bedingungen. Diese weit verbreitete Schleimpilz-​Art dient seit vielen Jahrzehnten Biologen als Modellorganismus. Der komplette Lebenszyklus der Schleimpilze sollte dokumentiert und Bilder davon kontinuierlich übertragen werden, wobei den Empfang Amateurfunkstationen in aller Welt unterstützen sollten.
Bei OPUSAT (Osaka Prefecture University Satellite) handelte es sich wiederum einen 1U CubeSat, der, neben seiner Ausbildungsfunktion, vor allem technologischen Experimenten dienen sollte. Neben den beiden ausklappbaren Solarzellenflächen wollten die angehenden Ingenieure das Konzept eines hybriden Energiespeichersystems aus LiIon-​Batterien und LiIon-​Kondensatoren praktisch erproben. Der Satellit bewährte sich immerhin soweit, daß er als Grundlage für ein später kommerziell angebotenes Cubesat-​Kit dienen konnte.
Um ein „klassisches“ studentisches Projekt handelte es sich bei „Yui“ alias ITF 1 (Imagine The Future). Studenten der University of Tsukuba, der berühmten japanischen Wissenschaftsstadt, hatten den einfachen CubeSat entworfen und gebaut. Aus dem Orbit sollte der Satellit Telemetrieinformationen im Morsecode übermitteln, welche schon mit einfachen Handempfängern empfangbar sein sollten. Tatsächlich konnten aber keine Signale empfangen werden.
Eine originelle Symbiose aus Technik und Kunst hatten Studenten der Tama Art University mit ihrem INVADER (Interactive satellite for Art and Design Experimental Research) oder ARTSAT 1 Projekt realisiert. So sollten die Telemetriedaten, die der Satellit zur Innentemperatur übermittelte, bei Interessierten mit ensprechendem Equipment in Lichtinstallationen mit variabler Farbtemperatur visualisiert werden. Möglich war aber auch eine Sprachübertragung per Digi-​Talker und die Übermittlung von Erdaufnahmen mit lediglich 150×150 Pixeln, die später für andere Kunstprojekte benutzt werden sollten. Aufgrund der Aktivitäten im Amateurfunkbereich erhielt der Satellit von der AMSAT die Bezeichnung CubeSat-​OSCAR 77  (CO-​77 ).