Address:
Start der GSLV-D5
Solarzellen-Entfaltungstest bei GSat 14

Indiens von zahllosen Rückschlägen geplagtes GSLV Programm (Geostationary Launch Vehicle) erlebte am 05.01.2014 endlich einen sehnsüchtig erwarteten Erfolg. Da die eigenständige Entwicklung einer kryogenen Oberstufe der ISRO in den 1990er Jahren zu anspruchsvoll erschien, hatte man damals Rußland als Partner gewählt. Geplant war, zunächst das KWD (RD-​56 M) Triebwerk zu kaufen und mit dessen Technologie eine eigene Entwicklung voranzubringen. Die USA blockierten das Geschäft jedoch mit dem kaum zu begründenden Hinweis auf internationale Verträge zur Begrenzung von Exporten auf dem Gebiet der (militärischen) Raketentechnologie. So erhielt Indien in einem Kompromiß lediglich eine begrenzte Anzahl von Triebwerken, aber offiziell keinen Zugang zu den konstruktiven Details. Immer wieder notwendige Anpassungen des Designs der GSLV Rakete führten zu einer Vielzahl von Modellvarianten, die teils mit russischen, teils mit indischen Oberstufentriebwerken flogen. Von sieben Starts zwischen 2001 und 2010 schlugen drei fehl und bei zwei weiteren wurde eine Bahn nur mit großer Abweichung von den geplanten Parametern erreicht. Lediglich zwei Starts waren, objektiv betrachtet, Erfolge. Und diese fielen ausgerechnet in die frühe Erprobungsphase der GSLV. Dabei lagen die Ursachen der Fehlstarts durchaus nicht nur in der Kryostufe begründet. Dennoch wurde auch diese nach dem letzten Fehlstart konstruktiv nochmals umfassend überarbeitet und das indische Triebwerk erstmals unter realistischen Bedingungen in einer neu errichteten Testkammer erprobt. Für die GSLV-​D5  Mission wurden zudem zahlreiche Sensoren und auch Kameras installiert, die diesmal Daten zum Verhalten wichtiger Systeme sammeln sollten. Um auf Nummer sicher zu gehen, flog die Rakete zudem mit einer bereits flugqualifizierten Nutzlastverkleidung. Die großvolumigere Ausführung, die beim vorangegangenen Start eingesetzt worden war, hatte strukturelle Schwächen aufgewiesen und wurde, wenigstens teilweise, für den Verlust der Mission verantwortlich gemacht. Ende Januar 2013 begann die Integration der GSLV Rakete in Sriharikota. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings die Qualifikation der überarbeiteten Oberstufe noch nicht abgeschlossen. Der Start war aber auch erst im Sommer 2013 geplant. Nach einigen weiteren Verschiebungen wurde endlich der 72-​stündige Countdown aufgenommen, an dessen Ende am 19.08.2013 der Kommunikationssatellit GSat 14 auf eine geostationäre Transferbahn gestartet werden sollte. Rund zwei Stunden vor dem geplanten Abheben kam es jedoch zu einer dramatischen Situation auf der Startrampe. „Rauchschwaden“ hüllten plötzlich die erste und zweite Stufe der Rakete ein. Ursache war ein Leck im UH25 Treibstoffsystem der Stufe. Wasserkanonen wurden eingesetzt, die giftigen Treibstoffschwaden aus der Luft zu waschen. Unter diesen Bedingungen mußten alle Stufen der nahezu vollständig betankten Rakete entleert und gesichert werden. Schließlich konnte die Rakete zurück in das VAB gerollt werden. Die Untersuchung des Treibstofftanks brachte Risse ans Licht. Die verwendete Aluminium-​Legierung Afnor 7020 war bereits dafür bekannt, alterungsbedingt solche Probleme zu entwickeln. Daher war die Fertigung der Tanks inzwischen auf die neue AA 2219 Legierung umgestellt worden. Doch das für die GSLV-​D5  eingesetzte Exemplar stammte noch aus einer alten Lieferung. Gefertigt im Jahr 2010. Ende 2013 wurde unter Verwendung einer komplett neuen ersten und zweiten Stufe der Wiederaufbau der GSLV-​D5  im VAB begonnen. Die Booster mußten aufgearbeitet werden, u.a. weil der ausgetretene Treibstoff in ihre Avioniksysteme eingedrungen war. Ausgerechnet die empfindliche kryogene Oberstufe benötigte die wenigsten Wartungsarbeiten. Der Start sollte noch im Dezember 2013 erfolgen, verzögerte sich dann aber doch auf Januar 2014. Der verkürzte Countdown lief diesmal reibungslos durch und die GSLV Mk. II (v.1) Rakete stieg mit Kurs über den Golf von Bengalen auf. Nach fünf Minuten Flug überstand die Rakete auch den nächsten kritischen Meilenstein. Die CUS Stufe zündete sauber und arbeitete fehlerfrei über die gesamte projektierte Brenndauer. GSat 14 wurde präzise auf seiner Transferbahn ausgesetzt. Obwohl die Anforderungen bei dieser Mission so gering wie möglich gehalten worden waren (Satellitenmasse lediglich knapp zwei Tonnen, Schub der CUS gegenüber früheren Planungen wieder reduziert, Flugprofil ohne Wiederzündung der Oberstufe), brachte dieser Erfolg dem krisengeplagten GSLV Programm den dringend erforderlichen Erfolg. Und möglicherweise auch Durchbruch. Der Satellit unternahm zwischen dem 06. und 09.01.2014 drei Bahnmanöver unter Einsatz seines Apogäumstriebwerks und erreichte so eine vorläufige Synchronbahn. Am 18.01.2014 wurde die Stationierung über 74° Ost abgeschlossen. Und schon am 05.02.2014 erfolgte die offizielle Indienststellung des mit sechs Transpondern für das Ku-​Band, sechs Transpondern für das erweiterte C-​Band und zwei Ka-​Band Baken für Experimente zur Signalausbreitung ausgestatteten Satelliten.