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die vorletzte Zenit-3SLBF auf der Startrampe
die erste von Elektro-L2 am 21.01.2016 aus dem Orbit übertragene Aufnahme

Der Start des zweiten russischen geostationären meteorologischen Satelliten vom Typ Elektro-​L ließ einige Jahre auf sich warten, u.a. wegen der Probleme bei der Inbetriebnahme des ersten Exemplars. Zuletzt hatten grundsätzliche Fragen zur vorgesehenen Trägerrakete die Mission ernsthaft gefährdet. Denn die Satelliten waren konzipiert, auf der Zenit-3SLBF zu fliegen. Doch das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen der Ukraine, wo die Zenit seit Sowjetzeiten gefertigt wurde, und Rußland, woher u.a. die Triebwerke stammten, hatte sich seit der Krimkrise 2014  nochmals drastisch verschlechtert. Zuletzt belegten sich beider Länder wechselseitig mit immer neuen Sanktionen. Und so erlaubte die Ukraine Technikern des KB Juschnoje nicht, zur Vorbereitung des Starts von Elektro-​L №2 nach Rußland zu reisen. Daraufhin stellte man in Baikonur eine neue Startmannschaft zusammen, die mit Veteranen früherer Zenit-​Kampagnen und aus dem Land-​Launch bzw. Sea-​Launch Programm ergänzt wurde. Die Rakete selbst lagerte bereits seit dem Sommer 2013 in Baikonur. Schließlich hob die Zenit-​3 F, wie das Modell auch genannt wurde, am 11.12.2015 von Baikonur ab. Nach der Abwicklung des Sea-​Launch Programms und der praktischen Einstellung von Land-​Launch standen danach nur noch zwei weitere bestätigte Zenit-​Missionen in den Büchern. Der ukrainische Lybid Kommunikationssatellit war aber wohl inzwischen ein Opfer der politischen Krise und des wirtschaftlichen Niedergangs der Ukraine geworden, während das russische Weltraumteleskop Spektr-​FG sowohl aus politischen Gründen als auch wegen seiner gestiegenen Masse frühestens 2017 nun auf einer Proton fliegen sollte. Stattdessen startete Ende 2017 der Kommunikationssatellit AngoSat 1 auf der finalen Zenit. Drei Zündungen der Fregat-​SB Oberstufe brachten den Elektro-​L Satelliten diesmal nach mehreren Stunden ohne Probleme auf eine annäherend geostationäre Bahn. Am 21.01.2016 übertrug der Satellit dann die ersten meteorologischen Aufnahmen aus dem geostationären Orbit. Zunächst wurde er aber über 77,8° Ost in Reserve gehalten, bevor er am 23.08.2016 die von Elektro-​L №1 freigemachte Arbeitsposition bei 76° Ost übernahm. Hauptinstrument des Satelliten war das MSU-​GS, das regulär alle 30 Minuten (bei Bedarf auch alle 15 Minuten) ein Bild im sichtbaren und infraroten Spektrum lieferte. Die Meßkomplexe GGAK-​E, SKIF-​6 , SKL-​E und ISP-​2 M lieferten Daten zum „Weltraumwetter“, während das Magnetometer FM-​E den Vektor und die Intensität des Magnetfeldes bestimmte. Auch eine COSPAS-​SARSAT Nutzlast war auf Elektro-​L2  integriert worden. Nachdem mit Elektro-​L3  seit geraumer Zeit ein Nachfolger im Einsatz stand, wurde Elektro-​L2  zwischen Juli und August 2020 auf eine neue Position über 14,5° West verschoben.