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Start der Falcon 9 mit DSCOVR
DSCOVR bei der Startvorbereitung
die „Mondrückseite“ gesehen von DSCOVR

Für das Unternehmen SpaceX bedeutete der Start einer Falcon 9 v1.1 am 11.02.2015 eine besondere Genugtuung. Denn noch immer kämpfte man um die offizielle Zertifizierung der Rakete für Starts von USAF und NASA jenseits der Verträge zur Versorgung der ISS mit dem Dragon Frachtraumschiff. Im Wettbewerb um den Start der DSCOVR (Deep Space Climate Observatory) Mission hatte man sich jedoch durchgesetzt. Und lieferte nun einen fehlerfreien Start ab. Zwar gelang der Start von Cape Canaveral erst im dritten Anlauf, doch waren für die Verschiebungen Probleme mit dem bodengestützten Radar und schlechtes Wetter verantwortlich. Die Rakete startete hingegen nach einem reibungslosen Countdown und setzte ihren Nutztlast auf einer extrem hochelliptischen Bahn ab. Auf den ursprünglich geplanten Landeversuch der Raketenerststufe auf einer vor der Küste Floridas schwimmenden Barge mußte wegen der ungünstigen Wetterbedingungen auf See verzichtet werden. Lediglich ein kontrollierter Abstieg konnte demonstriert werden.
Die DSCOVR Mission, ein Gemeinschaftsunternehmen von USAF, NASA und NOAA, hatte eine lange Geschichte. Schon ihre Ursprünge waren äußerst ungewöhnlich. Denn die Idee zu dem Unternehmen kam vom damaligen US Vizepräsidenten Al Gore, der sich im Laufe seiner politischen Karriere zunehmend als Umweltaktivist profiliert hatte. Um die Menschen für sein Anliegen zu sensibilisieren, schlug er 1998 eine Sonde vor, die vom L Punkt des Systems Sonne-​Erde (also zwischen Erde und Sonne) Aufnahmen liefern sollte, die die Erde in ihrer Gänze zeigen und Umweltveränderungen sichtbar machen konnten. Dazu sollten die Bilder und Daten direkt im Internet abrufbar sein. Das nicht unumstrittene Projekt erhielt den Namen Triana (benannt nach Rodrigo de Triana, dem Ausguck von Christoph Kolumbus‘ Schiff „Pinta“). Angesichts des knappen Wissenschaftsbudgets und des vergleichsweise geringen echten wissenschaftlichen Nutzens kam es immer wieder zu Verschiebungen des geplanten Starttermins und Änderungen an der Aufgabenstellung. Schließlich war der Start bei der STS-​107  Mission (damals geplant für November 2000) unter Einsatz einer Italian Research Interim Stage (IRIS) geplant. Doch die ohnehin schon ungenügende Finanzierung des Projekts wurde, nachdem mit George W. Bush ein republikanischer Präsident ins Weiße Haus einzog, noch weiter zusammengestrichen. Das ganze Projekt wurde als „GoreSat“ und „teuerster Bildschirmschoner aller Zeiten“ verunglimpft. Unter diesen Umständen wurde Triana nicht rechtzeitig für den geplanten Starttermin der STS-​107  Mission fertig und aus dem Nutzlastmanifest gestrichen. Zwar verzögerte sich die Shuttle Mission, die sich als der tragische letzte Flug der „Columbia“ erweisen sollte, noch um mehr als zwei Jahre. Und Triana war ab Sommer 2001 eigentlich startbereit. Auch hatte eine eingehende unabhängige Untersuchung der Mission klar gezeigt, daß deren wissenschaftlicher Nutzen weitaus höher war, als von den Kritikern behauptet. Doch Triana wurde nicht wieder in das Startmanifest aufgenommen und blieb eingelagert — bei Kosten von 1 Mio. $ pro Jahr. Erst 2011 wurde die Mission, mit neu definierten Zielen, wieder in das NASA Programm eingesetzt. Schwerpunkt war jetzt eher die Beobachtung des „Weltraumwetters“, also auch die Vorwarnung vor geomagnetischen Stürmen. Im Vergleich zu den schon verfügbaren Detektoren auf anderen Satelliten erlaubte die nun DSCOVR genannte Mission eine weitaus längere Vorwarnzeit bei solchen Ereignissen. Die Übertragung der Erdaufnahmen war zwar auch weiterhin Bestandteil der Mission, rückte aber in den Hintergrund und sollte auch nicht mehr live erfolgen. Die Ausrüstung umfaßte nun folgende Instrumente: das Scripps National Institute of Standards & Technology Absolute Radiometer (Scripps-​NISTAR), die Scripps Earth Polychromatic Imaging Camera (Scripps-​EPIC), das Plasma Magnetometer Solar Weather Instrument (PlasMag) und den Pulse Height Analyzer (PHA).