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die zum Start aufgerichtete Falcon 9 mit ABS 3A und Eutelsat 115 West B
die beiden ersten BSS-702SP in Startkonfiguration

Aufsehen erregte die Ankündigung von Boeing Satellite Systems und SpaceX, die beiden ersten BSS-​702SP „all electric“ Kommunikationssatelliten im Frühjahr 2015 gemeinsam auf einer Falcon 9 v1.1 zu starten. Die Besonderheit dieser leichten Variante des BSS-​702  Satellitenmodells bestand im für Boeing neuen umfassenden Verzicht auf herkömmliche Triebwerke. Nicht nur die regelmäßigen Bahnkorrekturen, auch der Einflug auf eine Synchronbahn sollte unter Einsatz „elektrischer“ Triebwerke erfolgen. Zudem wurden die beiden Satelliten bereits ab Werk als Stack geliefert. Ohne weitere Hilfskonstruktionen direkt aufeinander gesetzt, ergab sich so eine massesparende Lösung, die den Doppelstart auch mit einer Rakete der Falcon 9 Klasse erlaubte. Für den ersten Start paarte man ABS 3 A des Unternehmens Asia Broadcast Satellite und SATMEX 7 von Satelites Mexicanos S.A. de C.V. Da der mexikanische Satellitenbetreiber zum Jahreswechsel 2013/14 von Eutelsat Communications übernommen worden war, trug der Satellit zum Zeitpunkt des Starts den neuen Namen Eutelsat 115 West B. Weil die kombinierte Satellitenmasse bei dieser Mission am oberen Ende der Nutzlastkapazität der Falcon für den angestrebten supersynchronen Transferorbit lag, verzichtete SpaceX diesmal auf die Ausrüstung der Rakete mit Landebeinen und einen Landeversuch. Der Premierenstart am 02.03.2015 verlief reibungslos. Als erster der beiden Satelliten wurde ABS 3 A ausgesetzt, nach einer Re-​Orientierung der Oberstufe gefolgt von Eutelsat 115 West B. Während die Rakete damit ihre Aufgabe erfüllt hatte, begann für die beiden Satelliten nun der mühsame, mehrmonatige Transfer auf die endgültige geostationäre Bahn. Denn der SEP Antrieb erlaubte im Gegensatz zu einem konventionellen Triebwerk keine rasche Bahnänderung in größerem Maßstab. Auch wenn also die Betreiber mehr Zeit bis zur Inbetriebnahme ihrer Satelliten einkalkulieren mußten, verlängerte sich die Gesamt-​Lebensdauererwartung deutlich. Und der Nutzmasseanteil stieg, da keine großen Vorräte an chemischem Treibstoff transportiert werden mußten.
ABS 3 A war mit 24 C-​Band und 24 Ku-​Band Transpondern ausgerüstet. Seine Stationierung war für 3° West geplant, von wo aus Amerika, Europa, Afrika und der Mittlere Osten versorgt werden konnten. Das offiziell in Bermuda ansässige Unternehmen ABS, dessen Anteile mehrheitlich von dem europäischen Investmentfond Permira gehalten wurden, war ursprünglich (von anderen Investoren) mit dem Ziel gegründet worden, die rasch wachsenden Märkte in Afrika, Rußland, Asien und im Mittleren Osten zu bedienen. Mit ABS 3 A schlug man nun auch eine Brücke über den Atlantik. Der bisher hier stationierte, fast 18 Jahre alte ABS 3 (ehemals Agila 2) genügte den Anforderungen nur noch bedingt. Zudem erhielt ABS nach dem nur anteilig genutzten ABS 2 nun den ersten eigenen neuen Satelliten, nachdem die Flotte bisher aus einem Mix an „second hand“ Satelliten bestanden hatte.
Eutelsat 115 West B steuerte eine Orbitalposition über 114,9° West an. Von dort aus sollte er die Angebote für Datendienste (Internet) und mobile Angebote in Nord– und Südamerika verstärken. Dazu brachte er 12 C-​Band und 34 Ku-​Band Transponder mit. Mit der Ablösung von Eutelsat 115 West A, der nur noch auf einer inklinierten Bahn gehalten werden konnte, stieg vor allem die Ku-​Band Kapazität auf dieser wichtigen Position um über 70%. Zudem konnten mit Alaska (im C-​Band) und Kanada (im Ku-​Band) neue Märkte erschlossen werden.