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Start der Cygnus OA-7 Mission
Cygnus OA-7 am Canadarm2 der ISS

Um nach dem Verlust der Cygnus CRS Orb 3 Mission im Oktober seinen Verpflichtungen aus dem Commercial Resupply Services Vertrag gerecht zu werden, hatte Orbital ATK zunächst zwei Flüge seines enhanced Cygnus Modells auf Atlas V Mod. 401 Raketen der United Launch Alliance gebucht. Im Oktober, noch vor dem zweiten ULA Start, flog aber auch die mit neuen Triebwerken ausgestattete eigene Antares-230 Rakete ihre erste Versorgungsmission zur ISS. Überraschend verkündete Orbital ATK danach, einen weiteren Start auf einer Atlas gebucht zu haben. Hintergrund war deren größere Nutzlastkapazität, die es erlaubte, das höhere Nutzlastvolumen der Cygnus optimal zu nutzen. Anderenfalls hätte Orbital ATK Probleme bekommen, die vertraglich garantierte Nutzmasse auch tatsächlich zu liefern. Nach einigen Verschiebungen des Starttermins im Rahmen der üblichen Abstimmungen des Startkalenders mit den Partnern des ISS Programms und unter Berücksichtigung anderer Starts von Cape Canaveral sowie zur Behebung eines Problems an einem Hydrauliksystem der Trägerrakete hob diese dann am 18.04.2017 um 15:11 UTC pünktlich in Florida ab. Cygnus OA-​7  SS „John Glenn“ steuerte am 22.04.2017 den Nahbereich der ISS an und nahm schließlich eine Halteposition in Reichweite des Canadarm2 Manipulatorarms der Station ein. Das Einfangen („capture“) wurde am 22.04.2017 um 10:05 UTC bestätigt. Gut zweieinhalb Stunden später, um 12:39 UTC, war das Berthing am „Unity“ Modul vollzogen. Damit hatten 3.459 kg Fracht die ISS erreicht. Laut NASA gliederte diese sich in 940 kg Material für wissenschaftliche Experimente, 954 kg Versorgungsgüter für die Besatzung, Ausrüstung für Außenbordmanöver, Computer-​Ersatzteile, Nachschub für das russische Stationssegment und vor allem neununddreißig(?) CubeSats unterschiedlichster Ausführungen. Darunter befanden sich die vier Lemur 2 Satelliten „JennyBarna“, „Angela“, „SpiroVision“ und „RobMoore“. Ihre STRATOS Nutzlast sollte wie üblich GPS Radio-​Okkultationsexperimenten zur Sondierung der Atmosphäre dienen, während mit SENSE die AIS-​Positionsinformationen von Hochseeschiffen aufgefangen und weitergeleitet werden konnten. ALTAIR 1 alias ALTAIR Pathfinder des US Unternehmens Millennium Space Systems war ein ungewöhnlicher CubeSat im 1×6U Format. Ziel der Mission war die Erprobung verschiedener technischer Lösung unter Weltraumbedingungen. Von der California State University Northridge (CSUN) stammte CSUNSat 1, der ebenfalls technologischen Zwecken diente. Das von der NASA im Small Spacecraft Technology Program geförderte und als Teil der ELaNa (Educational Launch of Nanosatellites) Initiative gestartete Projekt sollte vor allem einen hybriden Energiespeicher aus einem tieftemperaturfesten LiIon-​Akku und einem Super-​Kondensator testen. Statusinformationen wurden per Morsecode im Amateurfunkband übermittelt. Auch im Rahmen von ELaNa gefördert worden war CXBN 2 von der Morehead State University. Dort wollte man die mit der ersten Cosmic X-​Ray Background Mission begonnenen Forschungen zur kosmischen Röntgen-​Hintergrundstrahlung (20 – 50 keV) fortsetzen. Das Detektor-​Array der CXBN 1 Mission (21012) hatte leider nicht die gewünschten Ergebnisse geliefert. Ein neuer und deutlich kostengünstigerer Detektor sollte nun den Durchbruch bringen. Earth 1 alias IceCube war hingegen am Goddard Space Flight Center der NASA entwickelt worden. Ziel war die Erprobung eines kommerziell verfügbaren 874 GHz Submillimeterwellen-​Empfängers als Basis für zukünftige Radiometer-​Missionen. Beim GSFC sah man das Gerät vor allem als geeignet an, die Verteilung von Eis in der Atmosphäre zu bestimmen. Der kleine 1U KySat 3 war ein Wiederholungsflug der 2013 gescheiterten KySat 2 Mission von Kentucky Space, einer Kooperation von Morehead State University und University of Kentucky. Ziel war die Erprobung eines sogenannten Stellar Gyroscope, bei dem über mathematische Algorithmen anhand der Aufnahmen einer 5 MP Stellar-​Kamera die Rotation des Satelliten bestimmt werden sollte. Das Air Force Research Laboratory (AFRL) beteiligte sich an dieser Mission mit ihrem SHARC (Satellite for High Accuracy Radar Calibration) Picosatelliten im exotischen 1x5U CubeSat Format. Seine Aufgabe war die Ausstrahlung von GPS-​gestützten Kalibrierungssignalen für C-​Band Bahnverfolgungsradare. Installiert war auf ihm ferner die EyeStar Kommunikationsnutzlast, die 2014/15 bei zwei GEARSS (Globalstar Experiment And Risk Reduction Satellite) Missionen getestet worden war. Nur wenige Informationen verlauteten zur Mission von Biarri-​Point. Dieser mal als 1U mal als 3U CubeSat beschriebene Satellit war vom Militär Australiens, Großbritanniens, Kanadas, Neuseelands und der USA entwickelt worden. Geplant war perspektivisch der Aufbau einer Konstellation aus drei Biarri-​Squad CubeSats, die mittels GPS-​Navigation und Mikrotriebwerken einen präzisen Formationsflug unternehmen sollten. Laserreflektoren sollten zudem eine exakte Bahnverfolgung vom Boden aus erlauben. Biarri-​Point war als sogenannter Risk Mitigation Flight konzipiert. Warum ausgerechnet zu diesem Satelliten kein genaues Aussetzdatum genannt wurde, seine Betriebsbereitschaft jedoch gemeldet wurde, blieb zunächst unklar. Später verdichteten sich Hinweise, wonach Biarri-​Point in Wirklichkeit als fest mit dem 5U CubeSat SHARC verbundene 1U Nutzlast geflogen war, also gar nicht als eigenständiger Satellit! Die restlichen 28 CubeSats entstammten der Initiative des QB50 Wissenschaftsprojekts. Gefördert von der Europäischen Kommission, war der Kern des QB50 Programms der Start von 50 CubeSats auf einer einzigen Rakete (geplant für 2016). Mit diesen Satelliten, die Universitäten aus aller Welt beisteuern sollten, war eine Untersuchung der bisher wenig erkundeten unteren Thermosphäre geplant. Drei verschiedene Meßgeräte waren ausgewählt worden: INMS (Ion and Neutral Mass Spectrometer), der Sauerstoffsensor FIPEX (Flux-​Φ-​Probe Experiment) und m-​NLP (multi-​Needle Langmuir Probe). Aufgrund der nicht mehr gegebenen Verfügbarkeit der ausgewählten Dnepr-1 Trägerrakete mußte das Konzept angepaßt werden. Die Zahl der Satelliten verringerte sich auf 36 (von denen vier nicht die vorgenannten Instrumente tragen sollten) und verteilte sich nun auf zwei Starts. Deren größter Teil hatte mit OA-​7  den Orbit erreicht. QB50-​CN04/BE04  (Aoxiang 1) war gemeinsam von der Northwestern Polytechnic University und dem Shaanxi Engineering Laboratory gebaut worden. Er trug das INMS. QB50-​TR01  (BeEagleSat) stammte von der İstanbul Teknik Üniversitesi und der Hava Harp Okulu (der türkischen Luftwaffenakademie) und war mit dem mNLP sowie einem Röntgenstrahlendetektor ausgerüstet. QB50-​US02  (QBUS 2 „Atlantis“) der University of Michigan flog mit dem FIPEX Experiment der TU Dresden. Ebenso QB50-​US04  (QBUS 4 „Columbia“) der Universidad del Turabo in Puerto Rico. QB50-​US01  (QBUS 1 „Challenger“) von der University of Colorado in Boulder hatte dagegen das INMS an Bord. QB50-​DE02  (SOMP 2) hatte wie das verbaute FIPEX Experiment die Technische Universität Dresden gebaut. QB50-​TR02  (HAVELSAT) entstammte einem Gemeinschaftsprogramm von İstanbul Teknik Üniversitesi und dem Unternehmen HAVELSAT A.S., das zum mNLP noch eine Software Defined Radio (SDR) Nutzlast beisteuerte. QB50-​FR01  (X-​Cubesat) war von Studenten der École polytechnique in Palaiseau nahe Paris mit dem FIPEX versehen worden. Der schwedische Beitrag mit dem FIPEX kam in Form von QB50-​SE01  (qbee50-​LTU-​OC) von der Luleå Tekniska Universitet. Mit QB50-​TW01  (Phoenix) beteiligte sich auch Taiwan an dem Projekt. Neben dem INMS hatte der an der National Cheng Kung University entstandene Satellit noch Thermistoren und Sensoren für die solare EUV-​Strahlung an Bord. QB50-​FR05  (SpaceCube) hatten Studenten der Pariser Eliteschule Mines ParisTech zum QB50 Projekt beigesteuert. Der Satellit war mit dem FIPEX bestückt. Den griechischen QB50-​GR02 (UPSat) hatten die University of Patras mit Unterstützung der Libre Space Foundation realisiert. Er trug als wissenschaftliche Ausrüstung die mNLP. Zweiter griechischer Satellit bei diesem Start war QB50-​GR01  (DUTHSat). Er stammte vom Space Research Laboratory der Democritus University of Thrace und war ebenfalls mit der mNLP ausgerüstet, hatte aber auch Thermistoren und ein Magnetometer an Bord. QB50-​IL01  (Hoopoe) war am Space Laboratory des israelischen Herzliya Science Center gebaut worden. Neben der mNLP trug er Thermistoren und ein Magnetometer als Ausrüstung. QB50-​AU01  (SUSat) stammte von der University of Adelaide und hatte das INMS an Bord. Der spanische QB50-​ES01  (QBITO) war an der Universidad Politécnica de Madrid entstanden und führte neben dem INMS noch drei weitere Experimente aus. So sollte die Nutzung von n-​Octadecan als Phasenwechselmaterial praktisch erprobt werden. Ein neuartiger IR-​Detektor des Unternehmens New Infrared Technologies stand ebenfalls zur Erprobung an. Und neu entwickelte Algorithmen zur Lagebestimmung auf Basis von fuzzy logic sollten getestet werden. QB50-​FI01  (Aalto 2) kam von der finnischen Aalto-​yliopisto (Aalto University) und verfügte über die mNLP. QB50-​AU03  (i-​INSPIRE 2) stammte von der University of Sydney. Neben der mNLP trug der Satellit noch drei weitere Instrumente: einen Imager auf COTS (commercial off-​the-​shelf) Basis, einen NanoSpec Photonen Spektrografen und einen Geigerzähler. QB50-​KR02  (SNUSAT 1), QB50-​KR03  (SNUSAT 1 b) und QB50-​KR01  (LINK) bildeten den südkoreanischen Teil des QB50 Programms. Die beiden SNUSAT stammten von der Seoul National University und waren mit dem FIPEX bestückt. LINK hingegen, der Little Intelligent Nanosatellite of KAIST, verfügte neben dem INMS noch über zwei Langmuir-​Sonden und ein Experiment auf Basis von Thermoelementen. QB50-​UA01  (PolyITAN 2-​SAU) war der zweite Satellit, den Studenten der NTUU KPI (Nationale Technische Universität der Ukraine) zusammen mit Amateurfunkern realisiert hatten. Er trug das FIPEX. QB50-​AZ01  (ZA-​AeroSat) von der südafrikanischen Stellenbosch University war mit dem INMS ausgerüstet, vor allem aber Plattform zur Erprobung einer Reihe von anspruchsvollen technischen Lösungen. Die zweite afrikanische Nutzlast stellte QB50-​AZ02  (nSIGHT 1) dar, den das südafrikanische Raumfahrtunternehmen SCS-​Space beigesteuert hatte. Neben dem FIPEX Sensor flog auf dem Satelliten die kompakte Gecko Kamera des Unternehmens, von der man sich Aufnahmen mit etwa 30 m Auflösung versprach. QB50-​AU02  (UNSW-​EC0) hatte die University of New South Wales ausgerüstet. Neben dem INMS fanden noch vier weitere Experimente Platz auf dem 2U CubeSat, wobei sich darunter die Erprobung von technischen Lösungen verbarg. QB50-​CN03/BE03  (NJUST 1) von der Nanjin University of Science and Technology hatte neben dem INMS auch die GAMALink Kommunikationsnutzlast an Bord. Das portugiesische Unternehmen TEKEVER kooperierte bereits seit geraumer Zeit mit chinesischen Partnern bei der Entwicklung eines ad-​hoc Netzwerks für die Inter-​Satelliten-​Kommunikation. Das QB50 Projekt bot neue Testmöglichkeiten. QB50-​CN02/BE02  (ZidingXiang 1 oder LilacSat 1) steuerte das Harbin Institute of Technology bei. Neben dem INMS flog auf dem Satelliten eine von Amateurfunkern aktivierbare Kamera für das thermische Infrarot sowie ein VHF/UHF APRS Digipeater. QB50-​CA03  (Ex-​Alta 1) schließlich stammte von der University of Alberta. Neben der mNLP hatte die Physik Fakultät der kanadischen Universität auch ein dort entwickeltes digitales Fluxgate-​Magnetometer in den Satelliten integriert. Der größte Teil der Satelliten wurde im Laufe weniger Tage Ende Mai 2017 von Bord der ISS ausgesetzt.