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Start der Sojus-STB mit dem ersten SmallGEO Satelliten

Überdurchschnittliches Medieninteresse erregte in Deutschland der Start einer Sojus-​STB mit Fregat-​MT Bugsierstufe (der „Tropenvariante“ der Sojus-2.1b 14A14 mit Fregat 14S44), den das Unternehmen Arianespace am 28.01.2017 von Kourou aus unternahm. Das Besondere der VS16 Mission war dabei weniger die Tatsache, daß das Ziel erstmals bei einem Sojus-​Start von Kourou ein geostationärer Transferorbit war. Obwohl Französisch Guyana in den 1970er Jahren als Standort für das europäische Raumfahrtzentrum gewählt worden war, weil hier optimale Bedingungen für GEO-​Missionen herrschten, hatte die Sojus ihre bisher einzigen Starts mit geostationären Nutzlasten von Baikonur aus unternommen. Die Zurückhaltung von Arianespace resultierte sicher zu einem guten Teil daraus, daß man gerade bei den kleineren Nutzlasten nicht in einen Wettbewerb mit der eigenen Ariane 5 treten wollte. Tatsächlich war es aber die Nutzlast der Sojus, die diesmal das Medieninteresse erregt hatte. Denn nach rund einem Vierteljahrhundert sollte erstmals wieder ein in Deutschland gebauter Kommunikationssatellit ins All gestartet werden. Der Bremer Hersteller OHB System AG hatte in Zusammenarbeit mit DLR und ESA die SmallGEO Plattform für Satelliten mit einem Startgewicht von bis zu 3,5 Tonnen entwickelt. Obwohl OHB System über langjährige Erfahrungen beim Bau unterschiedlichster Satelliten verfügte, betrat man mit dem Entwurf eines modernen geostationären Satelliten doch Neuland. Und so dauerte die Entwicklung schließlich rund 10 Jahre. OHB mußte unerwartete Rückschläge eingestehen. Ursprünglich sollte der erste auf der SmallGEO Plattform basierende Satellit bereits 2012 starten. Schließlich gelang es aber doch, ein sehr fortschrittliches Design zu realisieren und mit sonst im internationalen Raumfahrtgeschäft tätigen Zulieferern (u.a. Tesat-​Spacecom und Jena-​Optronik) umzusetzen. Im Januar 2007 hatten die spanische Hispasat S.A. und die ESA Vorverträge zum Bau des ersten Satelliten unterzeichnet. Nun flog ihr Hispasat 36 W-​1  (Hispasat AG1 für Hispasat Advanced Generation) endlich ins All. Ausgerüstet war der Satellit mit 24 Ku-​Band und 3 Ka-​Band Transpondern. Dazu kam die experimentelle REDSAT Nutzlast, mit der ein spanisches Industriekonsortium eine Direct Radiating Array (DRA) Antenne erproben wollte, die vier rekonfigurierbare Ku-​Band Uplinks ansprach. Aus dem geostationären Transferorbit manövrierte der Satellit auf eine geosynchrone Driftbahn, bevor er über 36° West seinen Dienst aufnahm. Die Erleichterung nach dem geglückten Start war bei allen Beteiligten groß. Nicht nur, daß der Satellit mit fünf Jahren Verspätung endlich überhaupt zum Start gekommen war. Es war auch der erste Flug einer Sojus-​Rakete nach einem noch immer nicht vollständig geklärten Fehlstart am 01.12.2016 in Baikonur.