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Start der SS-520-4

Als einmalige Demonstration angelegt war der Versuch, mit einer modifizierten Höhenforschungsrakete SS-520 einen kleinen Satelliten zu starten. Das aktuell leistungsfähigste Modell der traditionsreichen japanischen Raketenfamilie war die zweistufige SS-​520, die in den Jahren 1998 und 2000 jeweils eine erfolgreiche Mission geflogen war. Mit einer Nutzlastkapazität von 140 kg auf 800 km Höhe bot sie sich als Basis für einen Picosatelliten-​Träger an. Dazu wurde das vierte Exemplar der SS-​520  um ein kleines Feststoff-​Drittstufentriebwerk erweitert. Theoretisch konnte die Rakete so einen 4 kg schweren CubeSat auf einen 180×1.500 km Orbit bei 31° Bahnneigung transportieren. International arbeiteten zahlreiche Unternehmen an der Entwicklung kostengünstiger Trägerraketen zum Start von Pico-​, Nano– und Mikrosatelliten, da diesem Marktsegment ein anhaltend starkes Wachstum vorhergesagt wurde. Gleichzeitig gab es keine Träger für dedizierte Starts von Nutzlasten in der Gewichtsklasse unter 100 kg. Das japanische Technologieunternehmen Canon, das bisher lediglich als Zulieferer für die Raumfahrtindustrie aufgetreten war, sah eine Gelegenheit, die Bestrebungen des ISAS zur Entwicklung eines ultraleichten Satellitenträgers zu unterstützen. Langfristig sollte eine neue, oder doch zumindest stark modifizierte, Rakete entwickelt werden. Als Demonstrator eignete sich die SS-​520 – 4  jedoch unzweifelhaft. Nutzlast des Erprobungsfluges war der 3U CubeSat TRICOM 1 der University of Tokyo. Ausgerüstet war dieser mit fünf Kameras, eine davon sekundärer Natur. Dazu kam eine store-​and-​forward Kommunikationsnutzlast. Ein erster Startversuch der Rakete mußte am 10.01.2017 wegen unzulässig starker Höhenwinde abgebrochen werden. Am 14.01.2015 wurde der Countdown wieder aufgenommen. Diesmal gelang der Start. Die nur etwa 2,6 Tonnen schwere spinstabilisierte Rakete raste in den Himmel über Kagoshima. Wenigs später kam jedoch Unsicherheit zum Verlauf der Mission auf. Da die letzte Stufe über keine Telemetrieübertragung verfügte, mußte man warten, bis sich der Satellit aus dem Orbit meldete. Das Signal blieb jedoch aus. Und wie sich zeigte, war die Mission schon deutlich früher gescheitert. Noch während der Brenndauer der ersten Stufe war der Telemetrieempfang abgerissen. Die für diesen Fall bestehenden Vorschriften verboten die Übermittlung des Zündkommandos für die zweite Stufe. Die Stufentrennung erfolgte offenbar noch planmäßig. Doch stürzten alle Stufen der Rakete innerhalb der ausgewiesenen Sicherheitszone ins Meer. Die Untersuchung des Fehlstarts führte zu dem Ergebnis, daß sich wohl ein Kurzschluß an einem Kabelbaum ereignet hatte, der ungeschützt entlang scharfer Kanten verlegt worden war. Für diesen Teil der Avionik war Presseberichten zufolge die Canon Electronics Inc. verantwortlich. Das Unternehmen sah sich offenbar daraufhin in der Pflicht und stellte die Finanzmittel für einen Wiederholungsflug bereit, der noch 2017 erfolgen sollte, sich dann aber auf Anfang Februar 2018 verzögerte (und erfolgreich verlief).