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Mosaik aus Cassini Saturnaufnahmen vom 13.09.2017
Computergrafik von Cassini zwischen dem innersten Saturnring und dem Planeten

Eine der wissenschaftlich ergiebigsten und langlebigsten Planetensonden der NASA steuerte im Laufe des Jahres 2017 unwiderruflich ihrem Ende entgegen. Cassini war am 15.10.1997 mit einer Titan-​401 B Centaur-​T von Cape Canaveral gestartet worden und im Sommer 2004 in einen Saturn-​Orbit eingeschwenkt. Ausgelegt für eine primäre wissenschaftliche Mission von drei Jahren, jedoch begleitet von den Hoffnungen der Wissenschaftler auf einen deutlich längeren nutzbringenden Betrieb, übertraf Cassini schließlich alle Erwartungen. Mehr als 13½ Jahre übertrug die Sonde allein aus dem Saturn-​System Meßdaten und atemberaubende Bilder. Dazu kamen die Erkenntnisse, die im Vorbeiflug z.B. von Jupiter gewonnen worden waren. Im Laufe der Cassini Extended Missions Planungen hatte die NASA frühzeitig Überlegungen angestellt, wie das Ende der Mission gestaltet werden sollte. Einig war man sich darin, daß unbedingt eine, wie auch immer geartete, Kontamination eines der Saturn-​Monde durch die möglicherweise nicht perfekt sterile Sonde vermieden werden mußte. Speziell Titan, einer der Kandidaten für extraterrestrisches Leben in unserem Sonnensystem, mußte geschützt werden. Das gewählte Szenario („The Grand Finale“) sah schließlich vor, Cassini direkt in die Atmosphäre von Saturn zu steuern. Doch zuvor boten sich noch einige Beobachtungsmöglichkeiten, die sich bis dahin so nicht ergeben hatten oder bei denen man vor den riskanten Bahnmanövern zurückgeschreckt war. So konnte das Hexagon, eine auffällige geometrische Struktur in der Atmosphäre über dem Nordpol des Saturn, nochmals detailliert studiert werden. Und der Kryovulkanismus auf Enceladus ließ sich aus der Nähe beobachten. Nach einem letzten größeren Bahnmanöver im April 2017 flog Cassini auf einer Bahn, die die Sonde 22 Mal durch Lücken im Ringsystem „tauchen“ ließ und dabei immer näher an die obersten Atmosphärenschichten des Planeten heran führte. Dabei lagen zwischen dem untersten bekannten Saturn-​Ring und den oberen Schichten der dichten Planetenatmosphäre nur etwa 2.000 km. Eine minutiöse Planung erlaubte es, selbst diese Vorbeiflüge primär durch Nutzung von Gravitationseinflüssen des Planeten und seiner Monde zu choreografieren. Ohnehin war das Verständnis der komplexen Wechselwirkungen im Saturn-​System eine der entscheidenden Voraussetzungen dafür gewesen, die Mission über einen so langen Zeitraum erfolgreich auszudehnen. Am 15.09.2017 führte die Bahn dann planmäßig tiefer in die Atmosphäre des Saturn. Am Vortag war noch ein letztes Foto von der Sonde übertragen worden. Doch während der letzten Minuten der Mission setzten die Wissenschaftler auf eine reine Meßdatenübertragung. Bilder vom Atmosphäreneintritt hätten kaum wissenschaftlichen Wert gehabt, dafür aber den Einsatz einiger (gegenüberliegend angebrachter) Instrumente verhindert und Bandbreite bei der Übertragung blockiert. So sendeten immerhin acht von zwölf Instrumenten (im Gegensatz zur üblichen Praxis in Echtzeit) letzte Daten. Bis zuletzt arbeiteten die kleinen Steuertriebwerke von Cassini, um den zunehmenden atmosphärischen Einfluß zu kompensieren. Zunächst in Impulsen, dann im Dauerbetrieb. Etwa acht Sekunden vor dem Abbrechen des Telemetriesignals konnten sie die Lageabweichung nicht mehr vollständig ausgleichen. Cassinis Antenne verlor die Erdausrichtung. Am 15.09.2017 um 11:55:46 UTC registrierte die DSN Station im australischen Canberra das Abreißen des S-​Band Signals. Geschätzte 45 Sekunden später dürfte Cassini in der Atmosphäre verglüht sein.