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Start des PAZ Radar-Satelliten
die auf dem Meer treibende Nutzlastverkleidung nach dem PAZ Start

Der aus unterschiedlichen Gründen seit Jahren verzögerte Start des spanischen Erderkundungssatelliten PAZ fand endlich am 22.02.2018 statt. Im Rahmen eines nationalen Programms zur Erderkundung hatte Astrium España (EADS CASA Espacio) im Herbst 2008 den Auftrag zum Bau eines SAR-​Satelliten vom Satellitenbetreiber Hisdesat erhalten. Ein Großteil der Finanzmittel für das SEOSAR (Satélite Español de Observación SAR) Programm stammte aus dem Verteidigungshaushalt. Entsprechend zurückhaltend war man mit der Veröffentlichung von Informationen zu den Leistungscharakteristika des Satelliten. Allgemein wurde aber eine Auflösung des X-​Band Radar von besser als 3 m bei 30 km Schwadbreite im Stripmap-​Modus angegeben. Weitere Betriebsmodi waren Scansar für Übersichts– und Spotlight bzw. HR-​Spotlight für Detailaufnahmen (1 m bzw. 0,25 m Auflösung). Tatsächlich war SEOSAR praktisch identisch mit den beiden deutschen SAR Satelliten TerraSAR-​X (2007) und TanDEM-​X (2010). Jenseits der militärischen Aspekte war daher auch eine koordinierte Nutzung der Satelliten auf einer gemeinsamen Bahn geplant. Ursprünglich war Spanien von einem Start des inzwischen PAZ getauften Satelliten im Jahr 2012 ausgegangen, doch erst 2015 erfolgte die Endabnahme. Als sich unerwartet Probleme mit der Verfügbarkeit der zum Start gebuchten Dnepr-1 ergaben, mußte der Satellit so eingelagert werden, daß er jederzeit kurzfristig zum Startkomplex ausgeliefert werden konnte. Als nach langwierigen Verhandlungen deutlich wurde, daß die russisch-​ukrainische Trägerrakete entgegen bindender Verträge und trotz geleisteter Anzahlungen nicht mehr verfügbar sein würde, mußten Airbus Defence and Space und Hisdesat nach einem neuen Träger für PAZ suchen. Der fand sich bei SpaceX, wo man einen Start für Ende Januar 2018 in Aussicht stellte. Tatsächlich konnte dieser Termin nahezu gehalten werden. Doch gab es einige offenbar unvermeidliche Verzögerungen. Dazu trug wohl auch die Einführung einer überarbeiteten Nutzlastverkleidung bei. Schließlich stand aber der Starttermin 21.02.2018 fest. Nun lagen jedoch die Höhenwinde jenseits des zulässigen Limits. Daher konnte erst am nächsten Tag tatsächlich ein Startversuch unternommen werden. Neben PAZ gelangten dabei auch zwei SpaceX-​eigene Satelliten auf den sonnensynchronen 500 km Orbit. MicroSat 2a („Tintin“ A) und Microsat 2 B („Tintin“ B) waren als Demonstratoren insbesondere für die Kommunikationsnutzlast der geplanten Starlink Großkonstellation vorgesehen. Mit tausenden Satelliten wollte SpaceX Gründer Elon Musk seine Idee eines tatsächlich global verfügbaren Internets verwirklichen. Dazu mußten aber u.a. noch Fragen der Frequenznutzung geklärt werden. Obwohl die Falcon 9 v1.2 Erststufe nach ihrem zweiten Einsatz nicht für eine Bergung vorgesehen war, hatte sich mit der „Mr. Steven“ ein von SpaceX gechartertes schnelles Mehrzweckschiff vor der Küste Kaliforniens in Position gebracht. Denn einmal mehr sollte der Versuch unternommen werden, wenigstens einer der Halbschalen der Nutzlastverkleidung zu bergen. Dazu war an Deck eine auskragende Spezialkonstruktion angebracht worden, zwischen deren weit ausladenden Armen ein Netz gespannt werden konnte. Der Versuch schlug erneut fehl. Die Nutzlastverkleidung segelte in Sichtweite des Schiffes ins Meer, konnte aber immerhin an Deck gehievt werden.