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Start der GSLV-F08
GSat 6A vor dem Schließen der Nutzlastverkleidung

Die indischen Pläne, noch Ende 2017 eine verbesserte GSLV Mk. II (v.2) mit dem GSat 6 A Kommunikationssatelliten von Sriharikota starten zu können, hatten sich nicht umsetzen lassen. Tatsächlich verschob sich der Starttermin bis in den März 2018. Erstmals sollte bei diesem Start eine schubstärkere Flüssigkeits-​Zweitstufe zum Einsatz kommen. Das bisherige „Vikas“ Triebwerk, eine Weiterentwicklung des unter französischer Lizenz gefertigten „Viking“ der frühen Ariane, hatte eine umfängliche Überarbeitung zum HTVE (High Thrust Vikas Engine) erfahren. Zum Start des GSat 6 A Satelliten wäre dies aber wohl nicht zwingend erforderlich gewesen. Denn der war nach offiziellen Angaben baugleich zu seinem Vorgänger GSat 6, den 2015 eine GSLV Mk. II (v.1) der ersten Baureihe gestartet hatte. Beide Satelliten wurden ursprünglich als Komponenten eines Satellite Digital Multimedia Broadcasting (S-​DMB) Dienstes beschrieben, der Multimediaanwendungen für mobile Anwender bereitstellen sollte. Markantes Merkmal war eine große entfaltbare Gitterantenne von 6 Meter Durchmesser. In Indien wurde aber auch eine militärische Nutzung der Satelliten diskutiert. Am 29.03.2018 hob die GSLV F08 mit GSat 6 A schließlich von Sriharikota ab. Ohne Probleme wurde knapp achtzehn Minuten später der Satellit auf einer geostationären Transferbahn ausgesetzt. Am 30.03.2018 fand dann das erste Bahnanhebungsmanöver unter Einsatz des bordeigenen Antriebs statt. Zwei weitere waren bis zum Erreichen der Synchronbahn geplant. Doch nach dem Abschluß des nächsten Manövers am folgenden Tag versetzte sich der Satellit plötzlich in einen Sicherheitsmodus und reagierte auf keine Kommandos mehr. Analysen ergaben, daß es zu einem Defekt (Kurzschluß) im elektrischen System gekommen sein mußte, den die für solche Fälle vorgesehenen Notschaltungen offenbar nicht abfangen konnten. Ob zwischen dem Defekt und der Einführung von Lithium-​Ionen Batterien aus einheimischer Produktion ein Zusammenhang bestand, blieb zunächst offen. Trotz der Schwere des Zwischenfalls verbreitete die ISRO anfangs noch Optimismus, den Satelliten eventuell doch noch unter Kontrolle bringen zu können. Tatsächlich schwanden die Chancen darauf aber zusehends. Das hatte auch Auswirkungen auf andere Programme. Denn für Mai war der Start des ersten indischen Kommunikationssatelliten der sechs Tonnen Klasse, GSat 11, auf einer Ariane-5ECA gebucht. Doch im April holte die ISRO ihn wieder aus Kourou ab, um zusätzliche Inspektionen an ihm vorzunehmen. Statt auf einer geostationären Bahn über 83° Ost endete GSat 6 A hingegen auf seiner Transferbahn.