Address:
die für die Tests aufgebaute Kapsel C201
SpaceX Crew Dragon C201 Explosion

Nach dem erfolgreichen unbemannten Demonstrationsflug des für bemannte Zubringerflüge zur ISS konzipierten „Crew Dragon“ Raumschiffs im März 2019 lagen vor SpaceX nur noch wenige Meilensteine die es abzuarbeiten galt, bevor im Spätsommer hoffentlich endlich der erste bemannte Flug stattfinden konnte. Allerdings stand vor allem noch die entscheidende Demonstration der sicheren In-​Flight-​Abort Fähigkeit aus, also die Simulation einer Fehlfunktion der Trägerrakete zum Zeitpunkt der größten aerodynamischen Belastung. Die Super-​Draco Triebwerke, die die Kapsel aus dem Gefahrenbereich beschleunigen sollten, bereiteten den SpaceX Ingenieuren offenbar aber weiterhin Sorgen. Ähnlich war die Situation beim inzwischen abgeschlagenen Mitbewerber Boeing, wo sich die Entwicklung des CST-​100  „Starliner“ Raumschiffs dem Vernehmen nach ebenfalls wegen Problemen mit den RS-​88  Triebwerken für den Flight-​Abort verzögert hatte. Zwar hatten beide Unternehmen im Rahmen des CCDev (Commercial Crew Development) Programms Verträge über Flüge zur ISS erhalten. Doch stand für jeden der Wettbewerber nicht nur sein Prestige auf dem Spiel. Die NASA geriet zunehmend unter Druck, endlich wieder aus eigener Kraft bemannte Flüge zur ISS zu unternehmen. Eine Verlängerung bestehender Verträge mit Rußland über den Kauf von Mitfluggelegenheiten in der Sojus war aus politischen Gründen eigentlich unmöglich. Außerdem konnten zusätzliche Sojus Kapazitäten nur mit langer Vorlaufzeit (für Bau und Test der Raumschiffe) bereitgestellt werden. Bereits jetzt konnte die inzwischen zweijährige Verzögerung des CCDev Programms nur durch einen juristischen Kniff kompensiert werden. Die NASA kaufte die Sojus Flüge nicht mehr direkt in Rußland ein (was der US Kongreß unterbunden hatte), sondern bei der Boeing Corporation — die wiederum die Kapazitäten von RKK Energija im Rahmen eines Kompensationsgeschäfts zum Ausgleich von Forderungen aus dem Sea Launch Programm erhielt.
Nach dem grundsätzlich gelungenen SpX-​DM1 Flug war der erste bemannte Flug einer Dragon v2 für Juli 2019 angesetzt worden. Bis dahin mußten noch einige Probleme gelöst werden, die die NASA vor dem unbemannten Testflug und im Ergebnis dessen registriert hatte. Und eben der In-​Flight-​Abort Test überzeugend gelingen. Entsprechend hoch war der Druck, unter dem die SpaceX Ingenieure nach der Wasserung der ersten Dragon v2 Kapsel am 08.03.2019 standen. Eben diese Kapsel stand am 21.04.2019 in Cape Canaveral auf LZ1 in einem Gestell für eine Reihe von Tests bereit. Zündungen der Draco Manöver-​Triebwerke waren bereits erfolgt, als man sich auf einen Test der Super-​Draco Fluchttriebwerke vorbereitete. Unmittelbar vor oder bei der Zündung derselben kam es zu einem Unfall. Zu den genauen Umständen schwiegen sich sowohl SpaceX als auch NASA und USAF aus. Auch das Ausmaß der Schäden am Raumschiff wurde nicht dargelegt. Aber es war wohl weit mehr als ein Feuer, sondern tatsächlich eher eine Explosion. Kapsel C201 stand damit ganz sicher nicht für den In-​Flight-​Abort zur Verfügung. Dessen Termin sich auf unbestimmte Zeit verschob. Wie auch der Fortgang des „Crew Dragon“ Programms schlagartig wieder offen war.