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Start der ersten sechs OneWeb Satelliten
der mit sechs Satelliten bestückte Dispenser für die OneWeb F6 Mission

Nachdem die Umstände geklärt waren, die am 21.02.2019 in Baikonur beinahe zum Fehlstart einer nahezu baugleichen Rakete geführt hatten, konnten in Kourou die Vorbereitungen zum Start einer Sojus-​ST-​B mit Fregat-​M wieder aufgenommen werden. Als bei der Startvorbereitung eine fehlerhafte Schweißverbindung an einer Helium-​Leitung der Fregat Oberstufe entdeckt wurde, hatte das bereits für einen mehrtägigen Aufschub gesorgt. Immerhin konnte die Reparatur vor Ort vorgenommen werden. Erfolg oder Mißerfolg der Mission würden den Aufbau einer ersten echten Großkonstellation von Microsatelliten für das globale Internet maßgeblich beeinflussen. Denn unter der Nutzlastverkleidung der Sojus befand sich ein Dispenser, an dem diesmal sechs OneWeb Satelliten (zehn wären möglich gewesen) montiert waren. OneWeb, vormals WorldVu, plante eine Megakonstellation von 648 Satelliten, die zunächst infrastrukturell wenig erschlossene Regionen, generell aber den gesamten Planeten, mit einem Zugang zum schnellen Internet versorgen sollte. Ähnliche Ideen hatten in den 1990er Jahren beispielsweise Iridium, Globalstar und ORBCOMM verfolgt. Vor allem letzteres Unternehmen setzte bereits damals mehr auf den Datenaustausch als auf die Sprachkommunikation. Doch die Zeit war noch nicht reif für die Entwicklungen gewesen und entgegen damaliger Annahmen schritt der Ausbau einer terrestrischen Infrastruktur schneller und kostengünstiger voran, so daß die Pioniere der Satellitenkonstellationen alle eine schmerzhafte Restrukturierung durchlaufen mußten. Letztlich fanden sie aber eine Marktnische. Nun, nach der Jahrtausendwende, boomte der Markt der internetfähigen Mobilgeräte (Smartphones, Tablets) ebenso wie der Bedarf an Datenkapazitäten für das „Internet der Dinge“ wuchs. Davon ausgenommen war praktisch kein so entlegener Punkt des Planeten. Auf hoher See ebenso wie bei transozeanischen Flügen erwarteten die Kunden eine stabile und performante Internetanbindung. Und die ließ sich nun wirklich nur per Satellit sicherstellen. Für zeitkritische Anwendungen mußten zudem die Signallaufwege kurz gehalten werden, was geostationäre Satelliten ausschloß. So erlebte die Idee der Satellitenkonstellationen auf erdnahen Bahnen eine Renaissance. Die Miniaturisierung der letzten Jahre hatte zudem Systeme auch auf kleinen Satelliten verfügbar gemacht, die einst weitaus größeren und teureren Modellen vorbehalten gewesen waren. Die auf den Channel Islands ansässige OneWeb Ltd. plante zwar eine weitaus kleinere Konstellation als der größte Mitbewerber Starlink (der mit rund 12.000 Satelliten kalkulierte) und stand auch technologisch nicht an der Spitze der Entwicklung. Doch mit Airbus Defence and Space konnte man einen erfahrenen Industriepartner gewinnen und begann als erster mit dem praktischen Aufbau einer arbeitsfähigen Konstellation. Die am 27.02.2019 gestartete Sojus-2.1b 14A14 mit Fregat 14S44 beförderte mit Hilfe ihrer Bugsierstufe die sechs Satelliten OneWeb 0006 („SherpaSat“), OneWeb 0007 („ChinghizSat“), OneWeb 0008 („IcyerekezoSat“), OneWeb 0010 („ChusigSat“), OneWeb 0011 („LempiraSat“) und OneWeb 0012 („NanuqSat“) auf ihre vorläufigen Bahnen in rund 1.000 km Höhe. Vier weitere Startpositionen waren diesmal lediglich mit Dummies besetzt worden, die mit dem Dispenser verbunden blieben und nach Abschluß der Mission zusammen mit der Fregat verglühten.