Address:
Start der NROL-71 Mission

Groß dürfte die Erleichterung bei ULA (United Launch Alliance) und NRO (National Reconnaissance Office) gewesen sein, nachdem eine Delta IV Heavy am 19.01.2019 ihre Milliarden Dollar teure Nutzlast sicher auf dem vorgesehenen Orbit ausgesetzt hatte. Denn die NROL 71 Mission war ursprünglich bereits für Ende November 2018 geplant gewesen. Als konkreter Starttermin wurde schließlich aber der 08.12.2018 bekanntgegeben. Wegen Problemen mit einer Kommunikationsverbindung verzögerte sich der Startzeitpunkt auf den frühen Morgen des nächsten Tages (Ortszeit noch 08.12.2018). Doch unmittelbar nach Erteilung des Zündkommandos für die drei RS-​68 A Triebwerke stoppte der Computer die Startsequenz. Nach Überprüfung der Rakete wurde ein neuer Startversuch für Mitte Dezember 2018 geplant. Am 18.12.2018 verhinderten zu starke Höhenwinde vor der kalifornischen Küste allerdings einen Start. Ein neuer Versuch sollte am 20.12.2018 unternommen werden, als eine zu hohe Wasserstoffkonzentration am Fuß des Backbord-​Boosters registriert wurde. Zunächst hoffte man bei der ULA auf einen 24-​stündigen Turnaround, doch bald schon wurde als frühestmöglicher Termin der 30.12.2018 genannt. Tatsächlich wäre ein Start zum Jahreswechsel aber eher ungewöhnlich (und das nicht nur für die US Raumfahrt) gewesen. Da die Probleme mit dem Wasserstoffleck auch zum Jahresbeginn 2019 noch nicht gelöst waren, verschob sich der Termin ohnehin jedoch immer weiter. Am 19.01.2019 hob die Rakete dann endlich vom berüchtigten SLC-​6  („Slick Six“) Startkomplex der Vandenberg AFB ab. Wenig später meldeten ULA und USAF den erfolgreichen Abschluß der Mission. Zur Nutzlast herrschte Stillschweigen. Sie unterlag strenger Geheimhaltung. Bisher waren in Kalifornien mit der Delta IV Heavy aber ausschließlich KH-​11  CRYSTAL Fotoaufklärungssatelliten gestartet worden. Auch USA 290 alias NROL 71 wurde als solcher vermutet, obwohl der Startzeitpunkt und die Aufschlagzonen der ausgebrannten Stufen eine andere Bahn als gewöhnlich nahelegten. Amateurbeobachter fanden prompt bald nach dem Start ein neues Objekt in 400 km Höhe auf einer 74° Bahn. Ungewöhnlich für einen Fotoaufklärer, aber auch wiederum nicht total abwegig. Das leistungsfähige optische System der KH-​11  konnte auch aus dieser Höhe noch detaillierte Bilder gewinnen. Und variierende Lichbedingungen mußten sich nicht unbedingt als nachteilig für den Erfolg der Mission erweisen. Dennoch bestand auch weiter die Möglichkeit, daß es sich bei der Nutzlast der Rakete um einen Satelliten mit ganz anderer Zweckbestimmung gehandelt hatte.