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KSLV-​I

Trägerrakete

KSLV-I

Im Jahr 2002 begann Südkorea mit den Planungen für eine eigene kleine Raumfahrtträgerrakete. Das Projekt lief unter dem Namen KSLV-​I (Korea Space Launch Vehicle) und sollte die Basis für zwei stärkere Modelle (KSLV-​II bzw. KSLV-​III) bilden, mit denen Südkorea bis zum Jahr 2015 unter die führenden Raumfahrtnationen aufsteigen wollte. Das KSLV Projekt war die logische Fortsetzung des seit 1993 laufenden KSR (Korea Sounding Rocket) Programms. Ausgehend von der einstufigen ungelenkten Feststoffrakete KSR-​I, über die zweistufige KSR-​II entstand schließlich das Projekt der KSR-​III mit Flüssigkeitstriebwerk. Sie sollte auch die Basis für einen eigenen dreistufigen Satellitenträger bilden. Jedoch wurde nur der Erststufenantrieb im Flug erprobt. Bald wurde auch deutlich, daß die Entwicklung eines Satellitenträgers mit den bescheidenen Erfahrungen aus dem KSR Programm kaum erfolgreich zu bewerkstelligen sein würde und zudem das Potential der Rakete kaum den Ansprüchen genügen konnte. Daher sah man sich nach einem geeigneten Partner um. Im Oktober 2004 wurde ein Vertrag mit dem russischen Hersteller von Proton und Rockot, GKNPZ Chrunitschew, abgeschlossen. Der neue Partner brachte die URM Erststufe aus dem russischen Angara Projekt ein. Allerdings wurde als Antrieb eine etwas leistungsschwächere Variante, das RD-​151 , ebenfalls von NPO Energomasch, ausgewählt. Für die Oberstufe zeichnete das KARI verantwortlich, wobei man auf die Erfahrungen aus dem KSR Programm zurückgreifen konnte. Die Oberstufe wurde jedoch nicht als simple Feststoff-​Kickstufe realisiert. Vielmehr wurde sie mit einem Schubvektorkontrollsystem und kleinen Steuertriebwerken versehen, so daß sie sich auch für Missionen eignete, die hohe Anforderungen an einen präzisen Bahneinschuß stellten. Weltweit existieren nur wenige vergleichbare 3-​Achsen-​stabilisierte Feststoffoberstufen. Fortschrittlich ist auch die sonstige Auslegung, die offenbar bereits die Einführung eines stärkeren Triebwerks berücksichtigt. Mit dem russischen KBTM konnte ein erfahrenes Unternehmen zur Entwicklung des Startkomplexes gewonnen werden. Ursprünglich war man davon ausgegangen, den ersten Start der neuen Rakete im Jahr 2007 unternehmen zu können. Finanzielle, technische und organisatorische Probleme verzögerten das Projekt jedoch erheblich. Zudem gab es Rückschläge bei der Entwicklung, beispielsweise als im März 2006 bei einem Testlauf das koreanische Feststofftriebwerk explodierte und den Prüfstand zerstörte. Bis die notwendigen Verträge zur Nichtweiterverbreitung der Raketentechnologie auf Regierungsebene unterschrieben waren und die russischen Partner die Entwicklung aufnahmen, verging unerwartet viel Zeit. Dennoch führte die koreanische Finanzierung zu dem kuriosen Ergebnis, daß eine Variante der Angara, der modernsten russischen Trägerrakete, zuerst als KSLV in Südkorea flog. Südkorea, das sich einen erheblichen Technologietransfer von dem Projekt erhofft hatte, sah sich nach unbestätigten Berichten darin enttäuscht. Selbst von dem leistungsmäßig reduzierten RD-​151  Antrieb erhielten die koreanischen Ingenieure demnach nur die notwendigsten Kenndaten übermittelt. Dennoch bedeutete allein schon die Entwicklung der Oberstufe, der Nutzlastverkleidung, des Steuerungssystems und einer Reihe weiterer Baugruppen eine große Herausforderung und einen erheblichen technologischen Fortschritt.


Gesamtsystem
Nation Südkorea 
Bezeichnung(en) KSLV-​I, Naro 1 
Entwicklungszeitraum 2004 – 2009 
erster Start 25.08.2009 (Fehlstart) 
Einsatzzeitraum 2009– 
Stufenzahl
Gesamthöhe 33,52 m 
Basisdurchmesser ca. 2,9 m 
max. Nutzmasse 100 kg auf 300×1.500 km@80° 
Leermasse
Treibstoffmasse um 130.000 kg 
Startmasse um 140.000 kg 
Startschub um 1.670 kN 
1. Stufe
Hersteller GKNPZ Chrunitschew 
Bezeichnung(en) Angara UM 
Länge ca. 25,8 m 
Durchmesser ca. 2,9 m 
Leermasse
Treibstoffmasse
Gesamtmasse
Antrieb 1 Flüssigkeitstriebwerk NPO Energomasch RD-​151
Treibstoff Kerosin + Flüssigsauerstoff 
Startschub um 1.670 kN 
spezifischer Impuls (Seehöhe)
Brenndauer 229 s 
2. Stufe
Hersteller KARI 
Bezeichnung(en)
Länge ca. 2,4 m 
Durchmesser ca. 2,0 m 
Leermasse
Treibstoffmasse
Gesamtmasse
Antrieb 1 Feststofftriebwerk 
Treibstoff Feststoff HTPB 
Vakuumschub um 78 kN 
spezifischer Impuls (Vakuum)
Brenndauer 58 s 
Nutzlastverkleidung
Länge ca. 5,3 m 
max. Durchmesser ca. 2,0 m 
Nutzvolumen