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Modellfoto von Luna 3
eine der Aufnahmen der Luna 3 Sonde
Nach den Erfolgen der ersten Luna Mondsonden plante Sergej P. Koroljow ein noch wesentlich ambitionierteres Projekt. Ein alter Traum der Astronomen sollte Realität werden, die Fotografie der Mondrückseite. Von Anfang an war klar, daß diese Mission erheblich größere Herausforderungen mit sich bringen würde, als alle vorausgegangenen. Und so verlief die Entwicklung der E-​2  und E-​3  genannten Projekte auch nicht ohne Rückschläge. Im Frühjahr 1959 wurde die Entwicklung der für ihren Start vorgesehenen 8K73 Rakete eingestellt. Glücklicherweise erlaubten Leistungssteigerungen an der bisher eingesetzten Luna 8K72  die Fortführung des Programms. Das Design der E-​2  war inzwischen mehrfach verbessert worden, zunächst entstand die E-​2 A mit dem Jenissej-​2  Kamerasystem und einige Monate später begann die Entwicklung der E-​2 F mit dem System Jenissej-​3 . Doch die Entwicklung dieser Systeme verlief langsamer als erwartet, machte aber Fortschritte. Daraufhin wurde das E-​3  Programm schließlich eingestellt. Die Arbeiten konzentrierten sich auf die E-​2 A Sonde, die endlich im Oktober 1959 starten sollte. Gerade noch rechtzeitig für das Startfenster standen Sonde und Rakete zum Start bereit. Am zweiten Jahrestag des Starts von Sputnik, dem 04.10.1959, gelang der Sowjetunion schließlich der angestrebte Überraschungserfolg. Eine weitere Luna Sonde war auf dem Weg zum Mond. Da auch Luna 3 über keine Triebwerke zur Kurskorrektur verfügte, mußte der Start mit hoher Präzision erfolgen. Das gelang erstaunlich gut, doch in die Freude über den nahezu perfekten Start mischte sich rasch Besorgnis. Die empfangenen Funksignale hatten nur rund 50% der erwarteten Signalstärke. Und die Temperatur im Inneren der Sonde näherte sich kritischen Werten. Wenigstens für das zweite Problem konnte eine Lösung gefunden werden. Teile der Ausrüstung wurden vorübergehend abgeschaltet und die Rotationsachse zur Sonne neu orientiert. Nach einem Anflug über den Mondsüdpol in 6.000 bis 6.200 km Abstand schwang Luna 3 um den Mond herum. Aus einer Postion 65.200 km über der Mondoberfläche, sichtbar waren rund 30% der bekannten Mondvorderseite und etwa 70% der unbekannten Mondrückseite, begann die Sonde am 07.10.1959 mit den Fotoaufnahmen. Hierzu wurde die Rotation gestoppt und die Sonde neu ausgerichtet. Während der folgenden 40 min konnten 29 Fotos gewonnen werden. Teils mit dem 200 mm - f/5.6  und teils mit dem 500 mm - f/9.5  Objektiv. Allerdings klemmte gerade letzteres während der Fotosession und verhinderte weitere Aufnahmen (das Jenissej-​2  System hatte einen Filmvorrat für 40 Aufnahmen). Nachdem das letzte Foto gewonnen worden war, wurde die Spinstabilisierung wieder aktiviert. Gleichzeitig begann die Entwicklung und Fixierung der Fotos, die anschließend optisch abgetastet und mit einem speziellen Facsimile-​Verfahren gesendet wurden. Doch die empfangenen Signale waren zu schwach, da sich Luna 3 dem Apogäum der Bahn näherte. Schließlich konnten aber doch immerhin 17 Bilder empfangen werden, nachdem sich Luna 3 der Erde wieder bis auf 40.000 km genähert hatte. Alle Hoffnungen auf mehr und bessere Übertragungen mußten am 22.10.1959 aufgegeben werden, als der Funkkontakt abbrach. Die Bildqualität lag zwar deutlich unter den Möglichkeiten des Jenissej-​2  Kamerasystems, dennoch wurde am 27.10.1959 ein Foto-​Mosaik aus drei Aufnahmen von Luna 3 veröffentlicht, das immerhin einen ersten Eindruck von der Beschaffenheit der Mondrückseite vermittelte. Wenig später folgte eine Karte der Mondrückseite.
Interessant ist im Zusammenhang mit der Mission von Luna 3 eine Konferenz von Ingenieuren des amerikanischen Jet Propulsion Laboratory. Noch zwei Tage vor dem Start von Luna 3 waren die Techniker des JPL der Meinung, daß eine Mission zur Fotografie der Mondrückseite unmöglich von der sowjetischen Raumfahrt bewerkstelligt werden könnte. Dementsprechend plante man kurzfristig von amerikanischer Seite ein derartiges Unternehmen als Antwort auf die sowjetischen Erfolge in der Raumfahrt…