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Nach zwei Fehlstarts mit Raumsonden zum Mars im Oktober 1960 standen Anfang 1961 wieder zwei Raketen Molnija 8K78 für interplanetare Missionen bereit. Ziel war diesmal jedoch die Venus. Nach zwei Startverschiebungen erfolgte der erste Start schließlich am 04.02.1961 von Baikonur. Da für die relativ schweren Sonden kein direkter Einschuß auf eine interplanetare Bahn möglich war, wurde mit den Mars– und Venussonden der Jahre 1960/61 erstmals der Versuch unternommen, eine derartige Mission unter Zwischenschaltung einer Parkbahn um die Erde zu realisieren. Während die Starts im Herbst 1960 aber bereits in der Startphase scheiterten, erreichte die Viertstufe mit der 1VA Nutzlast diesmal die vorgesehene Parkbahn. Nach 60 min antriebslosem Flug sollte eine Zeitschaltuhr das BOZ Hilfssytem zur Zündung der Viertstufe aktivieren. Ein defekter Wechselrichter — das nicht für den Betrieb im Vakuum ausgelegte Modell war irrtümlich in einem nicht hermetischen Abteil der Rakete montiert worden — hatte jedoch die Stromversorgung der Zeitschaltuhr unterbrochen. Damit strandete die erste sowjetische Venus Sonde im Erdorbit. Rasch wandelte die sowjetische Propaganda das Unternehmen in einen Testflug um, der natürlich absolut erfolgreich verlaufen war. Eine offizielle Bezeichnung erhielt der Satellit nicht. Während westliche Beobachter ihn kurzerhand als Sputnik 7 bezeichneten, war in der sowjetischen Presse nur von einem „schweren Sputnik“ (russ. Тяжёлый Cпутник, translit. Tjascholyj Sputnik) die Rede, der vorgeblich lediglich der Überprüfung des Konzepts, eine Raumsonde von einem „Trägersatelliten“ auf einer Parkbahn zu starten, gedient hatte. Immerhin hatte man auf den Versuch verzichtet, diese Intention zu verschleiern. Wer also nicht unkritisch der sowjetischen Propaganda vertraute, erhielt hier in einem seltenen Anflug von Offenheit schon damals einen deutlichen Hinweis auf einen fehlgeschlagenen interplanetaren Start.
Drei Wochen nach ihrem Start verglühte die Block-​L Beschleunigungsstufe mit der ersten Venus-​Sonde. Niemand machte sich um das Ereignis noch große Gedanken, vielmehr hofften die sowjetischen Raumfahrtexperten zu dieser Zeit darauf, den abgebrochenen Kontakt zur inzwischen erfolgreich gestarteten Schwestersonde Venera wieder herstellen zu können. Tatsächlich verglühte die 1VA №1 Sonde aber nicht oder stürzte, wie zu erwarten gewesen wäre, in den Ozean. Ausgelegt, einen ballistischen Abstieg durch die Venusatmosphäre zu überstehen, landete die mitgeführte Kapsel in einem sibirischen Fluß. Von einem badenden Jungen entdeckt, fanden sie und der darin enthaltene, aus emailliertem Metall gefertigte, Wimpel tatsächlich anderthalb Jahre später den Weg zurück nach Moskau. Zunächst zum KGB und von dort ins Büro von Sergej P. Koroljow