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Plazma-A Satellit

Ein Schwachpunkt des in den 1960er Jahren entwickelten US-​A Radar­aufklärungs­satelliten war seine Energieversorgung durch den BES-​5  Kernreaktor. Einerseits war die Lebensdauer des Reaktors nicht zufriedenstellend, andererseits stellte er ein großes Risiko dar, geriet der Satellit außer Kontrolle. Mehrfach war es zu unangenehmen Zwischenfällen gekommen, wenn einer der Satelliten über fremdem Hoheitsgebiet abstürzte. Daher autorisierte das zuständige Ministerium für Maschinenbau bereits 1974 die Entwicklung eines wesentlich verbesserten Reaktors. Es entstand der „Topaz“ Reaktor, bei dem die Wärmeemission des Reaktors für die Energiegewinnung genutzt wurde. Das System leistete beeindruckende 10 kW bei einer Lebensdauer von 3 bis 5 Jahren. Zur Erprobung des Reaktors wurden beim Hersteller der US-​A Satelliten zwei alte Satellitenbusse modifiziert. Abgesehen vom neuen Reaktor wurden auch zahlreiche andere Modifikationen eingebaut. Der Satellit erhielt die Bezeichnung Plazma-​A und wurde u.a. mit Instrumenten zur Kartierung des Erdmagnetfelds, Plasma-​Triebwerken, Ionentriebwerken und Magnetfeld-​Kompensatoren ausgestattet. Auch ein KM-​11 Laserkreisel von NII „Poljus“ kam auf dem Satelliten zum Einsatz (und bewährte sich). Ein Radar wurde hingegen nicht mitgeführt. Am 01.02.1987 startete unter der Bezeichnung Kosmos 1818 der erste der beiden Testsatelliten. Eine Zyklon-​2 11K69  Rakete beförderte ihn von Baikonur auf die vorgesehene Umlaufbahn, wo der Reaktor aktiviert wurde. Im Wesentlichen erfüllte der Satellit die Erwartungen. Allerdings fiel der Reaktor nach 142 Tagen vorzeitig aus, da der Cäsium-​Verbrauch höher als erwartet lag. Die erwartete Mindestlebensdauer von 45 Tagen war aber deutlich überboten worden und die Leistungsabgabe von 5 kW entsprach vollkommen den Erwartungen. So konnten zahlreiche wertvolle Daten gesammelt werden. Die Neuentwicklung sah sehr vielversprechend aus. Allerdings war ihr letztlich doch keine Perspektive beschieden. Nach nur einem weiteren Testflug endete die Erprobung wie auch kurz darauf das gesamte US-​A Programm. Im Juli 2008 machte der Satellit auf unangenehme Art nochmal auf sich aufmerksam, als er eine Wolke von NaK (Natrium-​Kalium) Tropfen in den Weltraum entließ. Dieses hatte bis dahin als Kühlmittel für den Reaktor gedient. Daß das radioaktive NaK freigesetzt worden war, deutete auf ein strukturelles Versagen im Bereich des Reaktors von Kosmos 1818 hin. Das russische Verteidigungsministerium nahm zu dem Zwischenfall Stellung und erklärte, daß trotz des unerwarteten und nicht ganz erklärlichen Verhaltens von dem Satelliten keine Gefahr ausging. Auch nicht bei seinem für 2045 erwarteten Wiedereintritt in die Atmosphäre.