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GEOSAT Follow On

Die erste Standard Taurus, die „kommerzielle“ Variante der 1994 erstmals geflogenen Taurus Rakete, startete am 10.02.1998 nach eintägigem Aufschub wegen zu starkere Höhenwinde von der Vandenberg AFB. Statt eines TU-​903  Feststofftriebwerks wie beim vier Jahre zurückliegenden Jungfernflug kam nun ein Castor-​120  als Erststufe zum Einsatz. Die Rakete beförderte drei Satelliten auf polare Bahnen in knapp 800 km Höhe. Primäre Nutzlast der Taurus-2210 war der GFO (GEOSAT Follow On) Satellit. Im September 1992 hatte Ball Aerospace den Auftrag zum Bau eines Nachfolgers des erfolgreichen GEOSAT Satelliten erhalten. Der Vertrag enthielt zudem die Option auf zwei weitere baugleiche Satelliten. Insgesamt 65 US Navy Nutzer auf See und an Land konnten die ozeanisch-​topographischen Daten, die GFO lieferte, in Echtzeit empfangen. Für die Messungen mußte die Umlaufbahn mit hoher Präzision bestimmt werden. Daher wurden redundante GPS Empfänger mitgeführt, die eine radiale Positionsbestimmung auf 10 cm genau ermöglichten. Dazu kamen ein Bakensender für Doppler-​Messungen und ein SLR (Satellite Laser Ranging) Laserreflektor. Hauptinstrument des Satelliten war ein Radar Altimeter, das die Wellenhöhe auf 3,5 cm genau bestimmen konnte. Dazu kam ein passives Radiometer. Die Mission verlief außerordentlich erfolgreich, nicht zuletzt, weil sich der Satellit als sehr langlebig erwies. Dabei hatten Ausfälle der GPS Empfänger trotz der Redundanz mit vier Geräten den Erfolg des Unternehmens in Frage gestellt. Doch Doppler– und SLR-​Messungen boten eine ausreichende Alternative. Im November 1999 konnte zudem das Problem der wiederholten Computer Resets gelöst werden, unter denen der Satellit bis dahin gelitten hatte. Nach dem Abschluß einer extensiven Kalibrierungsphase im Oktober 2000 begannen endlich die regulären Messungen, die auch zehn Jahre nach dem Start noch ausgezeichnete Daten lieferten. Fast elf Jahre konnte GFO im Einsatz gehalten werden. Doch Finanzmittel für einen Nachfolger wurden nicht bereitgestellt. Wenn auch nicht direkt als Nachfolger konzipiert, übernahmen die mit französischer Beteiligung realisierten Jason Satelliten schließlich mehr oder weniger diese Rolle.
Zusammen mit GFO erreichten zwei Orbcomm Kommunikationssatelliten ihre Bahnen. Orbcomm FM3 (Orbcomm G1) und Orbcomm FM4 (Orbcomm G2) waren Bestandteil eines globalen Netzwerks von kleinen Kommunikationssatelliten der Orbcomm, eines Tochterunternehmens der Orbital Sciences Corporation. Finanzielle Probleme verhinderten den Ausbau des Systems bis auf die eigentlich geplante Größe, was auch den kommerziellen Erfolg reduzierte. Dennoch ergab sich auch für dieses Satellitensystem eine Marktnische, die ein Überleben sicherte.
Neben den drei Satelliten gelangte unter der Bezeichnung CELESTIS-​02  die Asche von 30 Verstorbenen auf eine Umlaufbahn. In winzigen Kapseln, die an der Orion 38 Endstufe der Rakete befestigt waren, wurden einige Gramm ihrer sterblichen Überreste im Rahmen des „Ad Astra Flight“ auf eine Bahn befördert, die etwa 240 Jahre stabil bleiben wird.
Aus nie geklärten Gründen übertraf die Rakete bei diesem Flug die vorausberechneten Leistungsparameter deutlich und die Nutzlasten endeten nach dem Aufstieg auf einer gerade noch tolerierbaren Bahn auf einem 91 km zu hohen Orbit.