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die Trägerrakete mit Koronas-Foton
Koronas-Foton nach der Montage auf der Rakete
Test der Solarzellenausleger bei Koronas-Foton

Am 30.01.2009, nach 24-​stündiger Verschiebung des Termins wegen eines Ventilproblems an der Zweitstufe der Rakete, startete vom Kosmodrom Plesetsk eine der wenigen russischen Wissenschaftsmissionen. Die sowjetisch-​russische Raumfahrt konnte nur wenige Höhepunkte außerhalb der planetaren Erkundung und der bemannten Missionen aufweisen. Zu den Ausnahmen zählten die astronomischen Forschungssatelliten, die seit den 1980er Jahren auch in internationaler Kooperation teils herausragende Ergebnisse erzielt hatten. Eine Serie vielfältig instrumentierter Satelliten bildeten die Raumflugkörper der „Koronas“ Reihe, die die Nachfolge der Prognos und AUOS-​Z Missionen angetreten hatten. Dritter Satellit der Reihe war Koronas-​Foton, der als Teil des International Living With a Star Program (ILWS) Projekts Studien solarer Vorgänge und solar-​terrestrischer Wechselwirkungen unternehmen sollte. Besonderes Interesse galt der Untersuchung der Energieakkumulation und der Übertragung von Energie auf beschleunigte Teilchen im Verlauf von Sonneneruptionen (Flares). Weiterhin sollten die Mechanismen der Beschleunigung der Teilchen, ihre Ausbreitung und Interaktion in der Sonnenatmosphäre und die Einflüsse solarer Aktivität auf physikalisch-​chemischen Prozesse in der oberen Atmosphäre der Erde erforscht werden. Dazu deckte die Instrumentierung des Satelliten ein besonders breites Energiespektrum ab, vom EUV Bereich bis hin zum hochenergetischen Gammastrahlungsbereich (2.000 MeV). Gerade die Auswirkungen der harten elektromagnetischen Strahlung der Sonne auf unseren Planeten waren bisher noch vergleichsweise wenig untersucht. Koronas-​Foton sollte daher eigentlich auch zum Zeitpunkt des Höhepunkts des 23. Sonnenzyklus 2000 – 2002 gestartet werden. Doch die Unterfinanzierung des russischen Raumfahrtprogramms machte dies unmöglich. Der Start wurde auf das Jahr 2005 verschoben, doch letztlich erreichte der Satellit erst Ende 2008 den Startplatz. Zu den Verzögerungen beigetragen hatte auch der Wechsel vom ukrainischen AUOS-​SM Bus zum russischen Meteor-​M Bus. Eine politische Entscheidung. Pikanterweise fand der Start dennoch mit einer noch aus Sowjetzeiten stammenden, in der Ukraine produzierten, Zyklon-​3 11K68  statt, dem letzten verfügbaren Exemplar. Die wissenschaftliche Ausrüstung (hauptsächlich Gammastrahlenteleskope, –spektrometer, –monitore und –polarimeter, aber auch ein Koronograph, Teilchenmeßinstrumente, ein UV-​Monitor und ein Magnetometer) des Satelliten stammte von verschiedenen russischen Instituten, aber auch Indien und die Ukraine beteiligten sich mit je einem Experiment.
Nach einer zunächst durchaus erfolgreichen Mission stellten sich im Laufe der Zeit zunehmende Probleme mit dem Satelliten ein. Mit dem Eintritt in seine erste Eklipse ein halbes Jahr nach dem Start offenbarten sich ernste Probleme im Energieversorgungssystem. Offenbar war die Batteriekapazität viel zu knapp berechnet. Am 01.12.2009 mußten alle wissenschaftlichen Experimente deaktiviert werden, um die knappe Energie zu sparen. Doch auch diese Maßnahme half nichts mehr. Noch am selben Tag brach der Kontakt zu dem Satelliten ab. Die Experten setzten ihre Hoffnung auf die sich gegen Ende des Monats verbessernde Energiesituation durch die intensivere Sonneneinstrahlung. Tatsächlich konnten am 29.12.2009 wieder Signale von Koronas-​Foton empfangen werden. Doch mit lediglich einer verbliebenen intakten Batterie ließen sich die Instrumente nicht wieder aktivieren. Koronas-​Foton mußte aufgegeben werden. Statt drei Jahre Daten zu liefern, war die Mission schon nach weniger als einem Jahr zu Ende. Für die internationale Wissenschaft war der Verlust des Satelliten ein schwerer Rückschlag, der auch das Ansehen Rußlands erheblich schädigte. Entsprechend heftig wurden die Umstände, die zum Verlust der Mission geführt hatten, auch in Rußland diskutiert. Dabei wurde auch die Frage aufgeworfen, warum man aus politischen Gründen den Bauauftrag an ein Unternehmen vergeben hatte, das auf nur geringe Erfahrungen beim Bau und der Ausrüstung eines solchen Satelliten verweisen konnte.