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Start der Vega VV06
LISA Pathfinder vor dem Schließen der Nutzlastverkleidung

Unter dem Namen LISA Pathfinder verbarg sich eine wissenschaftlich-​technologische Demonstratormission aus dem Small Missions for Application Research and Technology Programm der ESA. Dieses hatte Anfang des Jahrtausends bereits die erfolgreiche SMART 1 Mission hervorgebracht, die u.a. der Erprobung eines Ionentriebwerks bei einer Mission zum Mond und im Mondorbit gedient hatte. SMART 2, wie die LISA Pathfinder Mission ursprünglich hieß, hatte hingegen die Aufgabe, Sensoren und Ionen-​Mikrotriebwerke für die geplante LISA (Laser Interferometry Satellite Antenna) Gemeinschaftsmission von ESA und NASA zu testen. Darunter verbarg sich die Idee, drei Raumsonden im Abstand von 5 Millionen Kilometern zueinander zu positionieren, die gemeinsam als interferometrischer Gravitationswellendetektor fungieren sollten. Minimalste Veränderungen des Abstandes frei schwebender Massen an Bord der Satelliten sollten Rückschlüsse auf Gravitationswellen erlauben und der physikalischen Grundlagenforschung neue Möglichkeiten eröffnen. Bereits die Demonstratormission erwies sich als enorme Herausforderung und der ursprünglich für 2008 geplante Start verzögerte sich bis zum Dezember 2015. Da hatte sich die NASA allerdings schon längst aus der Finanzierung des LISA Projekts zurückgezogen. Wissenschaftler aus vielen Ländern kämpften jedoch um die Fortführung und arbeiteten an einem vereinfachten Evolved Laser Interferometer Space Antenna (eLISA) Entwurf, den die ESA schließlich als New Gravitational wave Observatory (NGO) zur Prüfung annahm. Im Mai 2012 entschied sich die ESA allerdings gegen eine Finanzierung des Projekts, sprach sich jedoch für die Aufnahme in die Langfristplanungen aus. Frühestens 2034 war nun unter diesen Umständen mit einem Start zu rechnen. Wenigstens würden dann die Erfahrungen aus der LISA Pathfinder Mission vorliegen. Nachdem zuletzt noch Zweifel an der sicheren Funktion der AVUM Oberstufe trotz einer diesmal extrem ausgedehnten Freiflugphase aufgekommen waren, hob die Vega Rakete endlich am 03.12.2015 von Kourou ab. LISA Pathfinder wurde zunächst in die geplante elliptische Transferbahn eingeschossen, bevor mehrere Zündungen ihres Antriebs den Aphel soweit anhoben, bis schließlich eine Bahn um den L Lagrangepunkt des Sonne-​Erde-​Systems erreicht war. Dort wurde am 23.01.2016 das Antriebsmodul abgeworfen, was den Weg für die Aufnahme der Experimente frei machte. Diese lieferten unerwartet gute Ergebnisse. Schon der Demonstrator erreichte eine Meßqualität nahe der, die man für die eigentliche eLISA Mission erwartet hatte. Daher war es kein Wunder, daß die Messungen um sieben Monate bis zum April 2017 verlängert wurden. Danach sollte LISA den Lagrange-​Punkt räumen, um kommende Missionen, die diesen nutzen wollten, nicht zu gefährden. Tatsächlich begann LPF am 07.04.2017 den L Punkt zu verlassen und auf eine heliozentrische Bahn überzugehen. Per 30.06.2017 wurde dann die wissenschaftliche Mission offiziell beendet und am 18.07.2017 die letzten Systeme heruntergefahren.